Sonntag, 16. September 2012

Maori

Die Eingeborenen Neuseelands heißen Maori. Maori bedeutet übersetzt "normale Menschen" und steht im Kontrast zum Wort Pakeha (weiße Schweine), wie die europäischen Neuankömmlinge des 18. Jahrhunderts genannt wurden. An dieser Stelle wird vielleicht schon klar, wie schwierig das Verhältnis der völlig verschiedenen Kulturen  der Maori und der weißen Siedler war (und zum Teil noch ist).

 Maori und Kathi im Auckland Domain Museum

Die Maori kamen ungefähr im 14. Jahrhundert nach Neuseeland. Damit sind die drei Hauptinseln Neuseelands die letzten der pazifischen Inseln, die vom Menschen besiedelt wurden. Laut Mythos der Maori soll der Anführer des in Kanus eingetroffenen Volkes, Chief Kupe, beim Anblick der Nordinsel gerufen haben: "Es ist eine Wolke, eine weiße, eine große Wolke!" Und so gaben die Maori ihrer neuen Heimat den Namen Aotearoa ("Land der großen weißen Wolke").
Die Maori sind ein polynesisches Volk. Heute geht man davon aus, dass  die ersten Maori-Vorfahren, die neuseeländisches Land betraten, ursprünglich aus Tahiti kamen. Fest steht, dass die Maori nie als ein Volk im Sinne einer Nation betrachtet werden konnten, da sich einzelne Familien zu stammesähnlichen Verbänden zusammenschlossen und meist auf Hügeln vulkanischen Ursprungs ein mit Verteidungsanlagen versehenes Dorf errichteten. Unter den einzelnen Stämmen kam es häufig zu kriegerischien Auseinandersetzungen.



Das Innere eines Wharenui, Wandtäfelung

Die Maori sind und waren ein sehr spirituelles Volk. Zentral im Glaube der Maori sind die eigene Herkunft, die Familie und die ruhmreichen Vorfahren. Besonders offensichtlich wird dies an der Bedeutung des "Wharenui", dem Versammlungsort eines Dorfes. Ein Wharenui darf nur barfuß betreten werden. Hier fanden (und finden) die wichtigsten spirituellen Zeremonien statt: Feiern zur Geburt, der 21. Geburtstage, Hochzeiten, Trauerfeiern, Zeremonien vor dem Fällen eines Baumes zum Bau von Kanus, Versammlungen vor Kriegen sowie Feiern im Zusammenhang mit der Ernte. Ein Wharenui wird immer vom Götzenbild eines ehrenvollen Vorfahren des Stammes "beschützt". Die Seiten des Daches dieses Versammlungshauses stellen die Arme des Vorfahren dar, der Dachfirst die Wirbelsäule, die tragenden Balken die Rippen. Götzenbilder von Ahnen wurden meist mit herausgestreckter Zunge angefertigt, um den Feinden Angst einzujagen. Waren sie fertig, wurden sie entweder auf wichtigen Häusern (wie dem Wharenui)  befestigt, auf turmähnlichen Wachposten oder als eine Art Totempfahl im Dorf errichtet.
Besonders herausragend sind die Leistungen der Maori im Handwerk und Schiffsbau. Charakteristisch sind die kunstvoll verzierten Schnitzereien aller Art. Die Kriegskanus der Maori heißen "Whaka" und konnten mehr als 30 Meter Länge erreichen. In ihnen fanden etliche Krieger Platz, die auf dem Wasser das Boot durch Paddelschläge vorantrieben. Im Heck saß ein weiterer Krieger, dessen Aufgabe es war, mittels eines drei Meter langen Ruders das Boot zu steuern. Kleinere, schmächtig gebaute Krieger hatten die Anweisung mittels kleiner Schippen das permanent ins Boot laufende Wasser herauszuschaufeln.

 Whaka im Domain Museum, Abbildung des Kriegsgottes, die am Heck angebracht worden ist

Auch wenn die Maori bis zum Eintreffen der Weißen keine Schrift besaßen, wurden viele Mythen und Geschichten in Liedern von Generation zu Generation weiter gegeben. Der wohl bekannteste Tanz der Maori ist der Haka (Kriegstanz). Vor jedem Rugby-Spiel hat die neuseeländische Nationalmannschaft das Recht, ihn aufzuführen.
Auch wenn die Maori verhältnismäßig sanft in die neue Kolonie Großbritanniens eingegliedert wurden, gibt es noch immer einige Unstimmigkeiten zwischen den Neuseeländern europäischer Herkunft und den Maori. Grund dafür ist unter anderem der Vertrag von Waitangi, in dem Besitzrechte geregelt wurden und die englische Krone als Herrscher über das neu gegründete Neuseeland proklamiert wurde. Bis heute haben diesen Vertrag nicht alle Maori-Stämme unterschrieben und anerkannt.
Trotz aller Bemühungen neuseeländischer Regierungen seit 1970 liegt der durchschnittliche sozioökonomische Status der Maori unter dem Landesdurchschnitt. Es ist hier in Auckland sehr auffällig, dass die meisten Kassierer in Discountern oder beispielsweise Angstellten im öffentlichen Nahverkehr Maori sind oder Polynesier anderer Herkunft. Die finanzielle Schere zwischen Europäern und Maori ist noch immer recht groß.

1 Kommentar:

  1. Sehr interessant!

    Das Foto ist echt der Hammer, Kathi ;-) wo ist deine Zunge?

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