Waitomo Caves
Los ging die wilde Fahrt dienstagmorgens im vollgestopften Plum. Zwei von drei Reisenden hatten das Ziel fest vor Augen: Waitomo Caves, etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Auckland und New Plymouth. Nur Birte wurde darüber völlig im Unklaren gelassen, da das dort stattfindende Blackwater Rafting Kathis und Helges Geburtstagsgeschenk an sie war. Weil wir um 12:30 Uhr in dem kleinen Ort Waitomo ankommen mussten, waren die ersten Kilometer unserer Reise nicht unbedingt die entspanntesten. Schließlich kamen wir aber pünktlich um 20 nach 12 an unserem Zwischenstopp an. Nachdem wir Birte darüber aufgeklärt hatten, was wir mit ihr vorhatten, warteten wir drei ganz gespannt darauf, was auf uns zukommen würde.
Nach einer kleinen Wartezeit fuhr ein klappriger Van, in
dessen Rückraum entlang der Fenster Sitzbänke eingelassen waren, vor, und ein kleiner
bärtiger Mann mittleren Alters, der dank seines Neoprenanzuges wie ein Taucher
aussah, sprang aus dem Wagen. Es stellte sich heraus, dass Rodney unser „Caving
Guide“ war, und wir drei die einzigen Teilnehmer.
Nach einigen Metern Fahrt gelangten wir zu einem umgebauten
Landhaus, wo sich Duschen und Umkleideräume befanden und wir mit unseren
Neoprenanzügen ausgestattet wurden. Von dort gingen wir als vierköpfige
Hobbytaucher-Gruppe zurück zum Wagen und wurden erneut kurz chauffiert. Rodney
parkte den Van im Nirgendwo an einem Zaun. Wir passierten das Tor, gingen
einige Minuten – und nun auch mit einem schwarzen Gummi-Reifen im Arm - über
grüne Hobbit-Hügel und erreichten schließlich die Footwhistle-Höhle, in der der
Spaß beginnen sollte.
Kathi, Birte und Helge mit ihren Sportgeräten, Birte in der Footwhistle-Höhle
Wir stiegen den wunderschönen und extrem gut versteckten
Höhleneingang hinab und fanden uns in einer Tropfsteinhöhle wieder. Schon bald
konnten wir ohne unsere Helmlampen rein gar nichts erkennen. Mit Ausnahme
natürlich der immer zahlreicher werdenden blauen Glühwürmchen, die diese Höhle
besiedeln. Diese Blue Glowworms kommen nur in Australien und Neuseeland vor.
Sie ernähren sich, indem sie kleine durchsichtige, klebrige Fäden produzieren
und von der Decke hängen lassen. Durch das Licht, das sie abstrahlen, werden
Insekten in die Höhle gelockt, und, wenn sie in den Fäden kleben bleiben, von
den Würmern verspeist. Was dort so wunderschön bläulich leuchtet und die
Insekten anzieht, ist im Übrigen Glühwürmchen-Kot. Glühwürmchen bleiben nicht
für immer Würmer. In ihrem letzten Entwicklungsstadium werden sie zu Mücken,
die dummerweise ohne Mund und Verdauungstrakt ausgestattet sind. Daher ist das
einzige Ziel dieser Mücken die Reproduktion, denn nach drei bis fünf Tagen sind
sie verhungert.
Nach etwa 20 Minuten wurden unsere Füße nass. Das bedeutete,
dass wir den Bachlauf, der die Höhle durchfließt, erreicht hatten. Schon bald
konnten wir die Reifen überstülpen und hintereinander durch das Wasser waten. Über
uns formten die Glühwürmchen einen künstlichen Sternenhimmel - mehr als 300
Meter unter der Erde.
Als wir den Boden unter unseren Füßen kaum noch berühren
konnten, schlug Rodneys Stunde. Denn von nun an ließ er keine Gelegenheit
ungenutzt, uns in Angst und Schrecken zu versetzen. Sei es durch das Platzen
lassen von Ballons, was die Stille zerriss, oder einfach dadurch spurlos zu
verschwinden. Auch das Überwinden von Höhenunterschieden per Rutsche oder Sprung
stellte unsere Nerven auf die Probe. Nach etwa einer Stunde unter der Erde
kamen wir wieder am Höhlenausgang an. Glücklich und zufrieden – wenn auch ein
bisschen durchgefroren - sprangen wir
unter die warmen Duschen und machten uns auf den Rückweg zum Auto.
Strand bei Mokau, Blick auf den Mount Taranaki bei Abenddämmerung
Auf dem Weg nach New Plymouth, der am Ende an der Küste
entlang führte, bot sich uns das nächste Highlight – und zwar in Form der Natur
Neuseelands. An einem Strand bei Mokau stellten wir unser Auto ab und machten
eine kleine Pause, um den Anblick des Mount Taranaki, der sich in der Ferne
hinter dem Meer abzeichnete, zu genießen. Diesen nahezu perfekt kegelförmigen Vulkan
verloren wir in der Folge kaum noch aus den Augen und je näher der
Sonnenuntergang rückte, desto mehr zahlte sich aus, dass keine einzige Wolke
die Sicht auf den Taranaki nahm.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen