Montag, 15. April 2013

Tag 1 der Nordinsel-Tour

Die erste Etappe unserer Reise durch die Mitte der Nordinsel führte uns von Auckland nach New Plymouth im Bezirk Taranaki.

Waitomo Caves

Los ging die wilde Fahrt dienstagmorgens im vollgestopften Plum. Zwei von drei Reisenden hatten das Ziel fest vor Augen: Waitomo Caves, etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Auckland und New Plymouth. Nur Birte wurde darüber völlig im Unklaren gelassen, da das dort stattfindende Blackwater Rafting Kathis und Helges Geburtstagsgeschenk an sie war. Weil wir um 12:30 Uhr in dem kleinen Ort Waitomo ankommen mussten, waren die ersten Kilometer unserer Reise nicht unbedingt die entspanntesten. Schließlich kamen wir aber pünktlich um 20 nach 12 an unserem Zwischenstopp an. Nachdem wir Birte darüber aufgeklärt hatten, was wir mit ihr vorhatten, warteten wir drei ganz gespannt darauf, was auf uns zukommen würde.

Nach einer kleinen Wartezeit fuhr ein klappriger Van, in dessen Rückraum entlang der Fenster Sitzbänke eingelassen waren, vor, und ein kleiner bärtiger Mann mittleren Alters, der dank seines Neoprenanzuges wie ein Taucher aussah, sprang aus dem Wagen. Es stellte sich heraus, dass Rodney unser „Caving Guide“ war, und wir drei die einzigen Teilnehmer.

Nach einigen Metern Fahrt gelangten wir zu einem umgebauten Landhaus, wo sich Duschen und Umkleideräume befanden und wir mit unseren Neoprenanzügen ausgestattet wurden. Von dort gingen wir als vierköpfige Hobbytaucher-Gruppe zurück zum Wagen und wurden erneut kurz chauffiert. Rodney parkte den Van im Nirgendwo an einem Zaun. Wir passierten das Tor, gingen einige Minuten – und nun auch mit einem schwarzen Gummi-Reifen im Arm - über grüne Hobbit-Hügel und erreichten schließlich die Footwhistle-Höhle, in der der Spaß beginnen sollte. 

Kathi, Birte und Helge mit ihren Sportgeräten, Birte in der Footwhistle-Höhle

Wir stiegen den wunderschönen und extrem gut versteckten Höhleneingang hinab und fanden uns in einer Tropfsteinhöhle wieder. Schon bald konnten wir ohne unsere Helmlampen rein gar nichts erkennen. Mit Ausnahme natürlich der immer zahlreicher werdenden blauen Glühwürmchen, die diese Höhle besiedeln. Diese Blue Glowworms kommen nur in Australien und Neuseeland vor. Sie ernähren sich, indem sie kleine durchsichtige, klebrige Fäden produzieren und von der Decke hängen lassen. Durch das Licht, das sie abstrahlen, werden Insekten in die Höhle gelockt, und, wenn sie in den Fäden kleben bleiben, von den Würmern verspeist. Was dort so wunderschön bläulich leuchtet und die Insekten anzieht, ist im Übrigen Glühwürmchen-Kot. Glühwürmchen bleiben nicht für immer Würmer. In ihrem letzten Entwicklungsstadium werden sie zu Mücken, die dummerweise ohne Mund und Verdauungstrakt ausgestattet sind. Daher ist das einzige Ziel dieser Mücken die Reproduktion, denn nach drei bis fünf Tagen sind sie verhungert.

Nach etwa 20 Minuten wurden unsere Füße nass. Das bedeutete, dass wir den Bachlauf, der die Höhle durchfließt, erreicht hatten. Schon bald konnten wir die Reifen überstülpen und hintereinander durch das Wasser waten. Über uns formten die Glühwürmchen einen künstlichen Sternenhimmel - mehr als 300 Meter unter der Erde.

Als wir den Boden unter unseren Füßen kaum noch berühren konnten, schlug Rodneys Stunde. Denn von nun an ließ er keine Gelegenheit ungenutzt, uns in Angst und Schrecken zu versetzen. Sei es durch das Platzen lassen von Ballons, was die Stille zerriss, oder einfach dadurch spurlos zu verschwinden. Auch das Überwinden von Höhenunterschieden per Rutsche oder Sprung stellte unsere Nerven auf die Probe. Nach etwa einer Stunde unter der Erde kamen wir wieder am Höhlenausgang an. Glücklich und zufrieden – wenn auch ein bisschen durchgefroren  - sprangen wir unter die warmen Duschen und machten uns auf den Rückweg zum Auto.

Strand bei Mokau, Blick auf den Mount Taranaki bei Abenddämmerung

Auf dem Weg nach New Plymouth, der am Ende an der Küste entlang führte, bot sich uns das nächste Highlight – und zwar in Form der Natur Neuseelands. An einem Strand bei Mokau stellten wir unser Auto ab und machten eine kleine Pause, um den Anblick des Mount Taranaki, der sich in der Ferne hinter dem Meer abzeichnete, zu genießen. Diesen nahezu perfekt kegelförmigen Vulkan verloren wir in der Folge kaum noch aus den Augen und je näher der Sonnenuntergang rückte, desto mehr zahlte sich aus, dass keine einzige Wolke die Sicht auf den Taranaki nahm.

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