Abschied nehmen
Insgesamt viermal wurden wir von verschiedenen Leuten eingeladen, um uns zu verabschieden. Den Anfang machten die Mitarbeiter und Guys bei Helios. Gegen drei Uhr nachmittags hielten sie die traditionelle Farewell-Zeremonie für uns beide ab. Jeder, der wollte, durfte zu uns kommen und sich vor den anderen persönlich von uns verabschieden. Sehr viele nutzten die Gelegenheit und vor allem der Abschied von den Behinderten wird uns vermutlich für immer in Erinnerung bleiben. Nachdem auch Kathi und Helge ein paar Worte an die Umstehenden gerichtet hatten, überreichten uns Richelle und Simone ein Abschiedsgeschenk. Es handelte sich um ein Selbstportrait von Mark, das er vor vier Jahren angefertigt hatte, und vor Kurzem wieder aufgetaucht war. Es wird eine großartige Erinnerung an unsere Zeit in Auckland sein!Unser abendlicher Goodbye-Marathon begann einige Stunden später im Michael House, wo sich viele Bewohner von Hohepa, einige Mitarbeiter und die anderen Freiwilligen versammelt hatten. Wendy, die Hauskoordinatorin vom Michael House, hatte eingeladen. Jedes Haus brachte etwas zu essen mit, so dass es schon fast Ausmaße eines Festmahls annahm. In einer kleinen rührenden Zeremonie wurden wir von Wendy und den Bewohnern des Michael-Hauses verabschiedet und bekamen Andenken überreicht. Als wäre das noch nicht genug wurden wir auch noch stellvertretend von Hohepa mit jeweils einem Maori-Anhänger bedacht. Shirley, die Maori ist und stolz auf ihre Abstammung (ihr Familienstammbaum reicht angeblich bis hin zu den ersten Maori, die Neuseeland besiedelten), erklärte kurz, dass sie die Schmuckstücke aus Greenstone segnen müsse und verschwand für wenige Minuten in der Dunkelheit. Hinterher musste jeder, der uns über den Weg lief, die Anhänger berühren und sich - nach Maori-Tradition - Wünsche für den Träger durch den Kopf gehen lassen.
Später am Abend machten wir uns auf den Weg zum Haus von Posie, einer Mitarbeiterin. Dort hatten sich Ruth, T´ai, Joseph und die Hausbesitzerin zum Dinner getroffen. Kathi und Helge waren eingeladen, damit die vier sich verabschieden konnten, und natürlich damit wir Deutschen noch die in Kokosnusssaft gegarten Miesmuscheln samoanischer Art probierten! Es war ein wirklich schöner Abend und das Essen war spitze. Nur der Anlass, unsere baldige Abreise, machte uns ein wenig zu schaffen.
Am Tag darauf hatten dann die anderen Freiwilligen etwas für unseren Abschied vorbereitet. Es war wirklich ergreifend, mit welchem Aufwand uns unsere sieben Mitstreiter einen wunderbaren Abend bereiteten. Zunächst wurde - natürlich - gegessen. Die Volunteers hatten ein leckeres Abendessen mit gebratenem Lachs zubereitet. Danach starteten wir eine große Bildershow in der schon beinahe festlich hergerichteten Volunteers Lounge: Jeder einzelne von uns hatte die 20 schönsten Fotos von Nord- und Südinsel ausgewählt und nacheinander präsentierten wir unsere Bilder. Hinterher spielten wir noch Gesellschaftsspiele - und gerade als wir uns schlafen legen wollten, rückten die anderen mit einer weiteren Überraschung heraus. Zum Abschied schenkten sie uns je einen Kapuzenpullie, den sie hatten bedrucken lassen. Vorne sind unsere Silhouetten abgedruckt, hinten ist der Aufdruck "Hohepa Volunteers Auckland" zu lesen. Bevor wir in unsere Betten verschwanden, machte noch Jamie, der Night Staff ein Gruppenfoto von den Freiwilligen in ihren neuen Pullies.
Der Gesang der Gibbons
Nach all den traurigen Momenten des Abschieds nutzten wir unsere letzte Gelegenheit, um Karten für den Zoo in Auckland einzulösen, die wir bereits erworben hatten. Dieser Zoo ist gar nicht mal so klein und dafür durchaus vergleichbar mit dem beliebten Zoo in Hannover. Lediglich die Anordnung der Gehege wirkte etwas chaotisch.Bewohner des Zoos in Auckland: Die Gibbons sangen für uns...
Das Highlight unseres kurzen Zoo-Besuches war die Besichtigung des Gibbon-Geheges. In Auckland lebt ein Siamanggibbon-Pärchen. Siamanggibbons sind die größte Gibbonart und unschwer an ihren Kehlsäcken zu erkennen. Diese benutzen sie, um bei ihrem täglichen Gesang noch ein wenig imposanter zu klingen. Gibbons leben nämlich in trauter Eintracht als Pärchen und bleiben sich meist ein Leben lang treu. Um anderen Gibbon-Paaren klar zu machen, dass sich in diesem Waldgebiet bereits ein Pärchen breit gemacht hat, verteidigen sie ihr Territorium mit Gesang. Jeweils morgens und abends singen die Gibbons ein spezielles Duett. Es klingt immer gleich, unterscheidet sich aber von dem Gesang anderer Paare, so dass die Affen sich gegenseitig am Gesang identifizieren können. Wir beide hatten das Glück, gerade vor dem Gibbon-Gehege zu stehen, als die Siamanggibbons mit ihrem markanten Gesang begannen.
27-Stunden-Reise
Am Tag unserer Abreise packten wir unser letztes Hab und Gut zusammen und ließen uns von den anderen Freiwilligen zum Flughafen chauffieren. Sie hatten sich ihre Schichten extra so eingerichtet, dass sie uns begleiten konnten. Bis auf einen kleinen Schreck beim Check-In, als wir feststellten, dass wir ein bisschen Gepäck umverteilen mussten, verlief alles noch Plan. Und so drückten wir die anderen nochmal zum Abschied, winkten ihnen nach und machten uns auf den Weg zu unserem Flieger. Der Flug war anstrengend, viel zu lang und am Ende kamen wir beide krank in Deutschland an. Aber immerhin hatten wir einen Großteil unserer Reise in einem A380 verbracht (das war, zumindest für Helge, etwas ganz Besonderes). In den vergangenen Wochen hatten wir Zeit uns von den Strapazen zu erholen.Zurück in Deutschland war es, als wären wir nur übers Wochenende weg gewesen. Es fiel uns gar nicht schwer, uns wieder hier einzuleben. Glücklicherweise halten wir Kontakt zu den anderen Freiwilligen, die in den vergangenen 10 Monaten Freunde geworden sind. Es ist auch schon ein Treffen Anfang August in Frankfurt vereinbart.
Wenn wir zurückblicken auf unser Neuseeland-Abenteuer, müssen wir selbst noch staunen darüber, was für tolle Erfahrungen wir sammeln durften! Diese Vielzahl von positiven Eindrücken im Kopf zu sortieren, wird wohl noch eine Weile dauern. Und - ohne angeben zu wollen - mit den knapp 20 Gigabyte Fotos aus Neuseeland könnten wir ganze Plakatwände mit Bildern eines atemberaubend schönen Landes füllen.