Das verlängerte Wochenende im Hostel bei Moe und Anny stellte für uns drei Reisenden den letzten Höhepunkt und gleichzeitig den Ausklang unseres Nordinsel-Urlaubs dar. Nachdem wir zwei Wochen von Ort zu Ort gereist waren und unsere Tage mit unzähligen Aktivitäten ausgefüllt hatten, sehnten wir uns doch ein wenig nach etwas Ruhe und Entspannung. Was kann es da besseres geben als drei Tage bei Freunden in der Bay of Islands, dem Ferienziel nördlich von Auckland.
Einmal durchschnaufen
Jedoch ließ auch in der sonst so sonnigen Bay of Islands der Wetterbericht nichts Gutes erahnen. Und da der Sonntagvormittag wohl etwa trockener ausfallen würde als der Nachmittag, liefen wir entlang der Küste in Richtung Norden, wo Moe uns zu einem Kajak-Verleih führte. Was Kathi und Helge als erstes auffiel war, wie ruhig Paihia im Vergleich zu ihrem letzten Besuch war. Der Ort lebt eigentlich ausschließlich vom Tourismus. Und weil inzwischen die Nebensaison angebrochen war, wirkten die Straßen wie ausgestorben. Am Kajak-Verleih angekommen, mussten wir erkennen, dass die Türen und Fenster der Holzhütte fest verriegelt waren. Aus dem geplanten Paddel-Ausflug zu den Hururu Falls wurde also nichts. Auf dem Rückweg schlugen wir einen anderen Weg ein. Und da sich niemand zu großen Unternehmungen in der Lage sah, landeten wir kurzentschlossen bei einem Minigolfpark, der zu einem kleinen, relativ heruntergekommenen Freizeitpark gehört. Was zu dem Zeitpunkt keiner ahnte: Vor uns lagen 3 Stunden Minigolf! Nach dieser "Schlacht" waren wir alle verdammt hungrig und der Nachmittag war bereits angebrochen. Nun wurde der Tag endgültig zum Erholen auserkoren. Nach einer Stärkung verbrachten wir Nachmittag und Abend mit Gesellschaftsspielen und genossen es, mal nicht besonders viel zu tun.Ein ganz besonderer Tag
Der nächste Tag war da schon anders. Er begann mit einer Überraschung: Der Wetterbericht entpuppte sich als glatte Lüge. Und bei herrlichstem Sonnenschein fuhren wir spontan mit Birte zum nah gelegenen Flugplatz bei Kerikeri. Ganz unverhofft konnte sie nun doch ihren Traum vom Fallschirmsprung in Neuseeland wahr werden lassen. Das Gute an dieser spontanen Aktion war, dass Birte gar keine Gelegenheit bekam, sich großartig Gedanken über ihr Vorhaben zu machen: hinfahren, zahlen, Anzug an, rein ins Flugzeug! Und einige Minuten später konnten Moritz, Kathi und Helge die drei hellen Punkte, die aus gigantischer Höhe aus dem Flugzeug purzeltenn beim freien Fall beobachten. Einige (Freuden-)Schreie später war Birte dann sanft auf dem Rasen vor den Hangars gelandet - mit einem Gesichtsausdruck zwischen purer Freude und großer Erleichterung.![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgqguBPhrzLtfwD712ZTNiFP7MeYNld0Vt78UD9MkIBBFRzUkMJRwjYL40TKvWZlEEUuss60gJHwj0vC6yFnrvMiuFU371SQ_t8FLBWpLS0DZDISpujzslVKdKsOBBDe8omgjMLvh6qZPwN/s640/Kerikeri+Fallschirm+Birte.jpg)
Als wir zurück in Paihia waren, stellte sich heraus, dass das Wetter noch immer durchhielt. Also machten wir uns - leider ohne Anny, die arbeiten musste - mit Moes neuem Auto auf den Weg zum Cape Reinga. Das Kap ist der nördlichste Punkt der Nordinsel, den man mit dem Auto erreichen kann. Laut einer Maori-Sage verlassen an diesem Punkt die Seelen der Toten die Erde. Außerdem stoßen direkt vor Cape Reinga die Tasman Sea und der Pazifik aufeinander, was Gefahr für alle Segler bedeutet, für Beobachter vom Land aus aber spektakuläre Anblicke bieten kann. All das lockte uns auf dieser hin und zurück 6 Stunden langen Fahrt.
Unseren ersten Zwischenstopp machten wir kurz nachdem wir die Landzunge, die im Kap endet, erreicht hatten. Ein Hinweisschild mit der Aufschrift "Ninety Mile Beach" wies uns den Weg in eine Seitenstraße. Der Ninety Mile Beach ist zum einen dafür bekannt, dass er - oh, Wunder - neunzig Meilen lang ist. Zum anderen ist er aber auch einer der schönsten Strände, die wir je gesehen haben. Etwas pervers ist nur, dass die Neuseeländer es nicht nur super finden, auf ihm mit dicken Jeeps und Bussen entlang zu heizen, sondern das Ganze auch noch absolut legal ist. Offiziell gilt der Strand als Straße (Geschwindigkeitsbegrenzung: 100 km/h).
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Eindrücke vom Ninety Mile Beach
Nachdem wir genügend Sonne getankt hatten, ging es weiter nordwärts. Wir hielten nur noch einmal an einem kleinen Restaurant (es war mal wieder Zeit für die täglichen Fish and Chips) und mussten uns am Ende doch noch etwas sputen, weil die Sonne bedrohlich tief stand. Nach der langen Fahrt und einem kurzen Sprint zu Fuß hatten wir die Hügel am Kap überwunden und bekamen als Lohn gleich mehrere Naturschauspiele zu sehen. Das Cape Reinga an sich ist auf jeden Fall schon sehenswert. Vor allem die Stelle, an der sich die Meere vereinigen, ist beeindruckend. Dabei noch einen wunderschönen Sonnenuntergang zu beobachten, toppt dieses Erlebnis. Bei uns kam an diesem Abend aber hinzu, dass ein Wolkenband über uns vorbeizog, dass einen heftigen Schauer mit sich brachte.
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Zunächst beobachteten wir, wie sich der Regen-Vorhang langsam aber sicher näherte. Vor der untergehende Sonne kein alltäglicher Anblick. Dann war der Schauer da: Die tiefstehende Sonne tunkte die gesamte Szenerie um uns herum in einen unwirklich erscheinende Orange-Ton. Wir pressten uns an den Leuchtturm am Kap, um uns vor dem prasselnden Regen zu schützen. Auf der dem Sonnenuntergang entgegen gesetzten Seite bahnte sich nun das nächste Spektakel an. Ein kräftiger, wegen der steilen Küste nahezu kreisförmiger Regenbogen bildete sich, ein weiterer blasser Bogen erschien um ihn herum.
Naturschauspiele am Kap
Als der Regen vorüber war, begann die Sonne endgültig, unterzugehen. Das Farbenspiel war einmalig. Nachdem die letzten Sonnenstrahlen über den Horizont gekrochen waren, wurde es schlagartig ziemlich kühl, was uns aus unserer Sprachlosigkeit riss. Schnell machten wir uns auf den Weg zum Parkplatz und fuhren in der Dunkelheit zurück nach Paihia.
Abschied nehmen
Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen. Natürlich nicht nur von Paihia, sondern auch von unseren Freunden und Gastgebern Moritz und Anny. Außerdem läutete die Fahrt in Richtung Auckland nun das Ende unserer Nordinseltour sowie Birtes Aufenthaltes in Neuseeland ein. Mit gemischten Gefühlen beluden wir Plum und machten uns auf den Weg.Eine Mission hatten wir allerdings noch. Nachdem Kathi und Helge schon einmal vergeblich die Hundertwasser-Toiletten von Kawakawa gesucht hatten, packte uns alle der Ehrgeiz diese in dem kleinen Ort 50 Kilometer südlich von Paihia zu finden. Auch diesmal war der erste Versuch fruchtlos. Aber da wir ohnehin tanken mussten, nutzten wir die Gelgenheit, sich bei der einheimischen Kassiererin zu erkundigen. Und siehe da: Die bunten Klos gibt´s tatsächlich. Nach einem kurzen Besuch ging es dann aber endgültig heim in die Atkinson Road in Titirangi.
Hundertwasser-Toiletten von Kawakawa
Am nächsten Tag brachte Helge seine Schwester zum Flughafen in Auckland. Birte, die an stressige Flughäfen à la Heathrow und Frankfurt gewöhnt ist, war wohl recht froh, dass der Flughafen Aucklands im Verhältnis provinziellen Charakter besitzt. Nach einem kurzen traurigen Abschied verschwand sie winkend hinter den Check-In-Schaltern. Lächerliche 29 Stunden Flug später ist sie dann sicher und gesund in Good Old Germany gelandet.
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