Mittwoch, 31. Oktober 2012

Ein kleines Kunstwerk

Die Kernsymptomatik bei Autismus ist das enorme Defizit Betroffener in sozialen Interaktionen. Autisten fällt es meist sehr viel schwerer als Gesunden, Gefühle anderer richtig einzuschätzen und Handlungen sozialer Art nachzuvollziehen. Ein Beispiel: Einer unserer "Guys" hat im Laufe seines Lebens trotz seines Autismus gelernt, wie man sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat. Dazu gehört, dass, wenn jemand einem anderen einen Gefallen tut (ihm zum Beispiel die Tür aufhält), sich der Nutznießer beim Gönner bedankt. Dass bei kleineren Nettigkeiten im Alltag ein "Danke" häufiger mal ausfällt (zum Beispiel, wenn die Personen in Eile sind), macht die Sache aber schwieriger und weniger leicht abzuwägen. Daher bedankt sich unser "Guy" einfach solange bei sich selbst, bis man reagiert und sich seinerseits bei ihm bedankt, um ihm aus der unheilvollen Spirale hinaus zu helfen. Routinen helfen Autisten, sich in sozialen Interaktionen des Alltags zu orientieren und geben ihnen Sicherheit. Ein Ausbruch aus diesen Routinen kann sie ängstigen.
Während Autisten in Gesprächen häufig unbeholfen wirken, haben nicht wenige von ihnen besondere Talente. Das folgende Bild hat ein Autist unserer Einrichtung gezeichnet. Wir finden, es gibt auch einen Hinweis darauf, wie er die Welt sieht.


Dienstag, 30. Oktober 2012

Eine ereignisreiche Woche

Eine ereignisreiche Woche liegt hinter uns. Es ist so viel passiert, dass wir bis jetzt leider keine Gelegenheit hatten, von ihr zu berichten. Natürlich holen wir das hiermit nach!

Ein Tag am Flughafen ist auch mal ganz schön

Am vergangenen Mittwoch hatten wir beide uns frei genommen, um Moritz, einen guten Freund aus Göttingen, vom Flughafen abzuholen. Moritz hatte sich vor wenigen Monaten recht kurzfristig dazu entschlossen, von Oktober bis August als Backpacker Neuseeland zu bereisen. Backpacker sind - überwiegend deutsche - Touristen, die ihre sieben Sachen in einem großen Rucksack verstaut haben und von Ort zu Ort reisen. Sie finanzieren ihre Reise  durch zahlreiche Nebenjobs.
Wir erwarteten Moritz um 14:35 Uhr am Flughafen, bemerkten aber, dass "seine" Maschine bereits Verspätung hatte. Daher machten wir zunächst einen kleinen Ausflug auf die nahegelegene Insel Puketutu. Wie wir feststellten, ist diese Insel zu 85 Prozent in Privatbesitz. Man darf nur einen kleinen Schotterweg betreten, der rund um das umzäunte Areal führt, auf dem mysteriöse Bauarbeiten stattfinden. Uns war es egal, und etwa zwei Stunden später waren wir wieder am Flughafen. Dort standen wir bei traumhaften Wetter auf dem so genannten Skydeck und fotografierten Moritz' Emirates-Flugzeug bei der Landung, dessen Verspätung im Übrigen bereits 2 Stunden betrug. Dann begann das Warten. Ein Backpacker nach dem anderen fand seinen Weg durch die Sicherheitskontrollen, nur Moritz tauchte nicht auf. Um Viertel nach 6 rief Kathi schließlich bei ihm an - und siehe da: er nahm ab! Recht schnell wurde klar, dass wir uns missverstanden hatten. Denn Moritz saß zu diesem Zeitpunkt noch in Dubai und hatte mehr als 15 Stunden Flug vor sich...

Nach diesem eklatanten Missverständnis konnte nur noch Naherholung trösten. Wir fuhren heim, luden unser noch warmes Abendessen ins Auto und fuhren zur French Bay in Titirangi. Frustpicknick. Der Ausblick trug tatsächlich dazu bei, Helges Laune ein wenig zu bessern.






Blick auf die French Bay bei Titirangi

The Eagle Has Landed

Am nächsten Tag stand wie gewöhnlich Arbeiten auf dem Programm. Die darauf folgende Freizeitbeschäftigung war jedoch neu. Helge hatte sein erstes Ligaspiel in einer Liga für "ambitionierte Freizeitkicker". Dort ging auch ganz schön die Post ab! Am Ende lag der Kaurilands FC nach Punkten knapp hinten (1:2), nach Sympathiewerten aber deutlich in Führung.

Und dann - man glaubt es kaum - haben wir Moritz von seinem Hostel abgeholt. Zwar hatten wir ihn zuletzt vor etwa drei Monaten zu Gesicht bekommen, aber dennoch hatten wir beiderseits eine Menge zu berichten. Wir verbrachten den Abend bei Hohepa und fuhren den ziemlich erschöpften Moritz gegen 10 Uhr wieder zu seiner Unterkunft in der Innenstadt.

House Sitting und Sonne satt

Ein interessanter Brauch der Neuseeländer ist das House Sitting. Vor 20 Jahren war das Wort Kriminalität in Auckland offenbar unbekannt, was sich seither aber geändert hat. Neuseeland ist zwar immer noch ein sicheres Land, aber anders als in den 80ern und 90ern hat man es nun mit gelegentlichen Einbrüchen zu tun. Da die Häuser hingegen immer noch aus Pappe bestehen und die Fenster (wie bei Hohepa) von außen mit einem Schraubenzieher geöffnet werden können, gingen die Neuseeländer dazu über, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen (zur Not aber auch Wildfremde) kostenlos in ihren Häusern übernachten zu lassen, damit ihre Grundstücke in den finsteren Abendstunden belebt aussehen. Langer Rede kurzer Sinn: Von Mittwoch bis Sonntag wohnten wir nicht bei Hohepa, sondern im Haus unserer Arbeitskollegin Posie, 5 Minuten von Hohepa entfernt.

Am Freitagabend zeigten wir Moritz die Skyline Aucklands bei Nacht von der Harbour Bridge aus (ein wirklich schöner Anblick) und luden dann die anderen Volunteers in Posies Haus ein. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend und Moritz übernachtete gemeinsam mit uns beiden im zu bewachenden Haus.

Pünktlich zu Moritz' Ankunft war im Übrigen die Sonne mit voller Macht zum Vorschein gekommen. Bei sommerlichen Temperaturen machten wir samstags einen Ausflug nach Piha zum Lion's Rock und verbrachten den Nachmittag am dortigen Strand.

Diwali 2.0

Am Abend fuhren wir gemeinsam mit Dewashna auf das Diwali-Festival des Westens Aucklands. Es fand in einer großen Veranstaltungshalle in Henderson statt und bestand aus drei Teilen: Einer Reihe von indischen Fressbuden, einer Art indisch-hinduistischem Markt und einer Veranstaltungsbühne. Während Kathi und Dewashna die Marktstände unsicher machten, ließen sich Moritz und Helge von den (gewöhnungsbedürftigen) Darbietungen unterhalten. Im ungefähr einstündigen offiziellen Begrüßungsteil traten viele prominente Politiker auf: Neben dem Bürgermeister Aucklands, die Ministerin für Soziale Entwicklung sowie der Chef der Labour-Partei. Wir staunten nicht schlecht als diese Personen die Bühne hoch hopsten und einen Gag nach dem anderen vom Stapel ließen. Offenbar wird man in diesem ulkigen Land nur gewählt, wenn man Witze erzählen kann...
Die Tänze waren wie gewohnt schauderhaft und als Kathi (verziert mit einem Heena-Tattoo - dies ist kein permanentes Tattoo!) und Dewashna zurückkehrten, statteten wir den Buden einen Besuch ab. Dort gab es lustig aussehende Dinge mit lustigen Namen zu essen, die zu unserer größten Überraschung auch noch schmeckten. Verhältnismäßig früh fuhren wir aber wieder davon, da am nächsten Tag ein großes  Event auf uns wartete.

Auckland Marathon

Um 4:45 Uhr klingelte der Wecker, und wir taumelten aus unseren Betten. Daraufhin musste Helge einem Autisten (Mark) klar machen, dass es jetzt eine gute Idee wäre, etwas zu frühstücken und eine schlechte, in wenigen Stunden alle Marathonteilnehmer zum Essen bei Hohepa einzuladen - was einfacher klingt als es war. Und schon wurden wir abgeholt. In einem Van fuhren unsere Chefin, ihre beiden Söhne (Max und Alex),  Mark und Kaa (beides Residents), Peter, Kathi und Helge. Im anderen Van nahmen zu unserer Unterstützung Mira, Annabel (Resident) und unser Chef Platz. Als wir am Start des Viertelmarathons ankamen, war die Sonne noch nicht lange am wolkenlosen Himmel, und es war ganz schön frisch, als wir uns vorbereiteten.

Mit dem Startschuss  begann das Getrappel unzähliger Laufschuhe in den wie ausgestorbenen Straßen Aucklands. Wetter und Aussicht auf dem Streckenkurs waren überwältigend und wir genossen die Atmosphäre. Die ersten 5km  liefen wir gemeinsam, um dann auf der letzten Hälfte unser eigenes Tempo zu laufen (wobei Peter mit den beiden "Guys" unterwegs war, damit Kaa nicht schneller lief als er konnte und Mark keinen Unfug anstellte). Außer dass Mark die ganze Zeit aufs Klo wollte, und von der Tatsache abgesehen, dass Kaa sich beinahe übernommen hätte, verlief das Rennen ohne böse Zwischenfälle und das ganze Hohepa-Team erreichte nach 10,5 Kilometern das Ziel.
Unsere Zeiten (nach langsamem Beginn): Helge 1:01:19 (170.) und Kathi 1:07:18 (191.).
Kathi hat jetzt übrigens Blut geleckt und möchte unbedingt für einen Halbmarathon trainieren.



In den weißen Hohepa-Shirts von links nach rechts: Mira, Mark, Kathi, Helge, Annabel, Kaa, Peter und Alex.

Neuer Sport: Moe aus der Fassung bringen

Gegen 11 Uhr morgens am selben Tag holten wir dann Moritz zum Pflichtprogramm "Naturerlebnis" ab. Es stellte sich heraus, dass Moritz ein dankbarer Natur-Tourist ist. Man fährt ihn einfach zu einem der wunderschönen Lookouts oder Wanderwege der Region Auckland und schon ist er glücklich. Wobei seine Reaktionen durchaus zwischen "Unfassbar!", "Unglaublich!" und "Das ist ja krass!" schwanken. An diesem Tag machten wir noch eine etwa einstündige Wanderung über den uns bekannten Loopwalk bei Karekare (diesmal aber bei sehr warmen Temperaturen). Anschließend hielten wir uns noch eine Stunde auf dem riesigen schwarzen Sandstrand von Karekare auf. Hier war allerdings spätestens nicht mehr viel mit Kathi und Helge anzufangen. Wir fuhren Moritz wieder heim und ließen den Abend mit einer DVD ausklingen.

 Kathi, Moritz und Maori-Statue auf dem Wanderweg bei Karekare

Das war´s erstmal wieder von uns. Wir werden versuchen, künftig wieder in kürzeren Abständen Blogeinträge zu veröffentlichen!

Sonntag, 21. Oktober 2012

Shakespeare Regional Park


Hallo,

gestern haben wir mal wieder einen größeren Ausflug aus Auckland hinaus gemacht, um das gute Wetter auszunutzen. Unsere Reise ging in den Norden zur Whangaparaoa-Halbinsel (ungefähr eine Stunde Autofahrt von Hohepa entfernt). Dort wollten wir eigentlich die Fähre zur Insel "Tiri Tiri Matangi", die ein Vogelschutzpark ist, nehmen, erfuhren jedoch bei unserer Ankunft am Gulf Harbour, dass die Fähre schon längst abgefahren war und auch nur einmal pro Tag unterwegs ist. Also beschlossen wir eine große Wanderung durch den angrenzenden Shakespeare Regional Park zu machen.

Tierwelt im Shakespeare-Park: Kuh, Möwe, Australische Zwergscharbe (gehört zur Familie der Kormorane und kommt nur im australasiatischen Bereich vor), Pukeko (sieht man hier sehr oft und ist leicht am schreitenden Gang erkennbar, lebt ausschließlich in Neuseeland).

Der Großteil der Halbinsel bei Whangaparaoa gehörte einst der Familie Shakespeare, die im 2. Weltkrieg einen beträchtlichen Teil des Landes an das neuseeländische Verteidigungsministerium verkaufte. Die Army  erreichtete dort unter anderem schweres Geschütz und Suchscheinwerfer aus Angst vor Deutschen und Japanern. Wie alle Verteidigungsanlagen in Neuseeland kam auch diese nie im Krieg zum Einsatz. Dennoch hat ein Teil der Halbinsel den Namen Army Bay und ein weiterer ist noch immer im Besitz des Heeres und wird für Übungen genutzt.

Der angrenzende Shakespeare Regional Park ist ein großes Areal an der Spitze der Halbinsel, auf dem viele Schaf- und Kuhherden grasen und Wanderwege zu finden sind. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass auch dort Ausblick und Natur einfach wunderschön waren. Da einige auf dem Festland so gut wie ausgestorbene 
Zaun am Eingang des Parks                                                  Vogelarten von der nahegelegenen Bird

Sanctuary den Weg auf die Halbinsel gefunden haben, werden strengste Vorkehrungen getroffen, um  das erneute Ausbreiten von Ratten, Wieseln, Opossums, Katzen, Hunden und anderen Fressfeinden der seltenen Vögel zu verhindern. Teil dieses Versuches ist ein Sicherheitszaun im "James Bond"-Stil (samt Korridor zum Putzen und Desinfizieren der Schuhsolen).

 Kathi mit Sushi, Nordküste im Shakespeare-Park, Küste am Gulf Harbour

Im Park angekommen und von Kathis Sushi gestärkt, wanderten wir auf einer großen Schleife rund um die Spitze der Halbinsel. Fast der gesamte Park war voller seltsamer Vogelgeräusche und wir sahen etliche (bekannte und unbekannte) Neuseeland-typische Vogelarten. Darunter zwei bunte Papageien. Auch der Ausblick von den Küstenstreifen aus war atemberaubend. Besonders beeindruckend war, dass wir noch immer die Skyline Aucklands sichten konnten. Am Ende unserer 3-stündigen Wanderung, die uns über Hügel mit grüner Weide, vorbei an Steilküstenabschnitten, zu einem Aussichtspunkt, durch einen kleinen dschungelartigen Wald und hin zu einem langen weißen Sandstrand geführt hatte, machten wir uns wieder auf den Rückweg Richtung Auckland. Und eins wurde uns spätestens jetzt klar: Wer auf dieser Halbinsel eines der Häuser mit Meerblick besitzt, die die lange Straße nach Whangaparaoa säumen, muss mindestens Millionär sein.

Helge

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Indisches Wochenende

Das vergangene Wochenende hatte für uns einen grün-weiß-orangen Anstrich. Denn am Samstag besuchten wir das so genannte Diwali Festival in Aucklands Innenstadt. Diwali ist ein hinduistisches Fest, das für viele Hindus viele verschiedene Bedeutungen hat, aber vom Stellenwert durchaus mit den westlichen Weihnachten vergleichbar ist. Für die Einen ist Diwali das Fest des Lichtes, das traditionell in der dunkelsten Nacht des Jahres gefeiert wird. Dabei wird der Triumph des Guten (Licht) über das Böse (Dunkelheit) gefeiert, indem man in dieser dunklen Nacht Lichter entzündet und mit der ganzen Familie die Nacht verbringt. Für Andere ist Diwali das Fest der Gottheit Lakshmih, der gehuldigt wird, um Reichtum und Wohlstand zu erlangen. Wie dem auch sei, das eigentliche Diwali-Fest findet dieses Jahr am 13. November statt (was wir erst nach dem Besuch des ulkig anmutenden Festivals erfahren hatten).

 Aufführungen indischer Musik- und Tanzgruppen auf dem Diwali Festival 2012

An diesem windigen Samstagnachmittag schlenderten wir also durch die Straßen, aßen fettiges indisches Fast Food und wurden Zeugen der merkwürdigsten Darbietungen, die wir je gesehen haben. Es war sicherlich interessant, einen Einblick in die indische Kultur zu bekommen, nach eineinhalb Stunden schiefer Gesänge und dem Anblick fünfjähriger (!) Bauchtänzerinnen hatten wir auch erstmal genug von Indien.
Auf unserem Rückweg zum Auto hat es dann so stark geweht, dass es Kathi von den Füßen gepustet hat. Mitten auf einer Kreuzung saß sie plötzlich auf dem Hosenboden - passiert ist glücklicherweise nichts.
Am Abend darauf waren alle Volunteers bei Devashna und Vikash (zwei Hohepa-Mitarbeitern von den Fidjis) zum Dinner eingeladen. Sieben von uns hatten Zeit und machten sich auf den Weg zum Haus der beiden. Es war ein wirklich toller Abend, an dem wir ganz viel über die Kultur der Fidji-Inseln erfahren konnten. Unter anderem haben die beiden ganz stolz DVDs ihrer traditionellen hinduistischen Hochzeit vorgespielt. Auf den Fidjis ist es offenbar Brauch nicht zu kleckern, sondern zu klotzen, was Feste angeht. Die Hochzeit war aus unserer Sicht eine Aneinanderreihung von streng choreografierten Ritualen, voller bunter Farben und am Ende - nach drei zeremoniellen Tagen - gekrönt von einem zaghaften Lächeln der beiden frisch Vermählten.


Das Dinner, das die beiden vorbereitet hatten, war typisch indisch: Curry-Reis mit Hühnchen, dazu frisches Gemüse und scharfes Chutney. Außerdem gab es Salat von Kathi und als Nachtisch Brioche und Pfannkuchen von Nicky. Es war das Beste, was wir seit zwei Monaten gegessen hatten! Noch dazu waren wir auch mehr als satt und waren am Ende froh, dass wir die steile Auffahrt zum Haus herunterkugeln konnten...


Gastgeberin Devashna

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Rugby in Albany

Am vergangenen Sonntag haben alle Volunteers zusammen mit einem äußerst Rugby-verrückten Resident einen Ausflug nach Albany in Nord-Auckland gemacht, wo wir dem dortigen Rugbyclub North Harbour einen Besuch abstatteten. Gegner und Grund für unsere Reise waren der Auckland Rugby Union Club, genannt die Blues.

Nach einer etwa halbstündigen Fahrt über den so genannten Motorway (auf dem alle Autos auf jeder Spur exakt 100 km/h fahren) erreichten wir das North Harbour Stadium, ein aus Haupt- und Gegentribüne bestehendes, recht kümmerliches Stadion. Verstärkt wurde der Eindruck dadurch, dass nur die Haupttribüne für die geschätzt 2500 Zuschauer geöffnet war. Während die Zuschauerzahl keine besondere Atmosphäre erwarten ließ, ließen die Prognosen, basierend auf dem bisherigen Ligaspielverlauf, wenig Spannung erahnen. Nach 7 Spieltagen lag North Harbour abgeschlagen und ohne Sieg auf dem letzten Rang, Auckland war Tabellenzweiter. Wir aber freuten uns über freie Sitzplatzwahl und kurze Schlangen bei den Würstchenbuden.

Das so genannte Gedränge (Standardsituation beim Rugby). Rugby Union gilt bei vielen Neuseeländern übrigens als verweichlicht. Wer was auf sich hält und keine Angst vorm Arzt hat, spielt Rugby League. Wenn jemand weiß, warum beide Teams weiße Trikots tragen, bitte direkt eine Mail an mich schreiben! Das würde mich interessieren...

Nach einer kurzen Aufwärmprozedur waren die Teams dann auch schon bereit, sich die Köpfe einzuschlagen. Besonders spektakulär wurde es, wenn einer der Spieler mit Maori-Abstimmung zum Tackling ansetzte, da diese Spieler in Kraft, Körpergröße und Gewicht allen anderen deutlich überlegen waren. Beeindruckend war auch, wie sich North Harbour gegen den Favoriten zu Wehr  setzte. Zur Pause hatte Auckland nur wenige Punkte vorsprung.
Allerdings ließen die Gastgeber in der zweiten Hälfte ordentlich Federn und erzielten nicht  einen einzigen Punkt mehr, während Auckland davonzog. Endergebnis: 36:16 und aufgrund des stärker gewordenen Windes deutlich abgekühlte Zuschauer aus Mitteleuropa. Spaß hat es auf jeden Fall nicht nur unserem "Guy" gemacht! Und einige von uns werden sicher noch das ein oder andere Rugbyspiel zu Gesicht bekommen.


























Von links: Eileen, Resident, Helge, Kathi (kniend), Eva, Nicky, Mira, Anne, Leonard und Peter.

Samstag, 6. Oktober 2012

Geburtstag

Und jetzt ist mein Geburtstag schon wieder vorbei. Ich kann es kaum glauben, jetzt bin ich schon 23 Jahre alt und wie Helge sagen würde: Unendlich alt - vor allem im Vergleich zu ihm!


Blick vom North Head auf den beleuchteten Sky Tower. Angeblich kann man per SMS die Farbe des Sky Towers verändern. Kostet zwar, wäre aber in diesem Fall durchaus angebracht.

Der Geburtstag hier in Neuseeland wird mir bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben. Besonders gefreut habe ich mich über die Geburtstagsständchen der Guys und die Überraschungen, die Helge zusammen mit den anderen Freiwilligen für mich am Abend vorbereitet hatten. Zunächst hat Helge mich abends zum Essen eingeladen. Das Restaurant liegt ganz in der Nähe von Hohepa und scheint einen wirklich guten Ruf zu haben. Ohne Reservierung hätten wir sicher keinen Platz mehr gefunden. Ich habe seit langem nicht mehr so guten Fisch gegessen. Ich musste gleich an meine Mutter denken, die das knackige Gemüse, das es als Beilage dazu gab, bestimmt auch sehr genossen hätte. Im Anschluss an unseren Restaurantbesuch fuhren Helge und ich zu einem der Vulkanhügel mitten in der Stadt. Um auch die Fahrt im Auto besonders toll zu gestalten, hatte Helge mir eine Geburtstags-Ärzte-CD gebrannt, die wir auf dem Weg dorthin hören konnten. Nach 20 Uhr ist die Autozufahrt auf den Vulkan-Hügel, dem North Head, zwar gesperrt, aber man hat immer noch die Möglichkeit, den Hügel zu Fuß zu erklimmen. Schon nach den ersten paar Metern bot sich uns ein spektakulärer Blick auf die in vielen bunten Farben erstrahlende Innenstadt Auckland mit dem pink-angestrahlten Sky Tower. Trotz des atemberaubenden Ausblicks muss ich zugeben, dass es mir dort auch ein wenig unheimlich war, da nirgendwo auf dem Hügel Menschen unterwegs waren und keinerlei Beleuchtung unseren Aufstieg erleichterte. Um ehrlich zu sein, wäre ich gerne nach einigen Minuten wieder nach Hause gefahren. Auf einmal kamen da auch noch drei Gestalten auf uns zu - die nach einigen Sekunden jedoch als Anne, Leo und Eileen identifiziert werden konnten, die mich oben auf dem Berg mit Decken, Kuchen und Tee überraschen wollten. Eigentlich wurde diese Überraschung von allen Freiwilligen zusammen geplant und es hatten sich auch alle gemeinsam mit zwei Autos auf den Weg zum North Head gemacht. Auf halber Strecke ist bei einem der beiden Autos unglücklicherweise die Motorkette gerissen.

Demnach verkürzte sich unser Abend auf dem North Head ein wenig, weil wir die armen drei Unglückraben noch von der Station des Abschleppdienstes abholen mussten.
Dank unserer Mitfreiwilligen und vor allem natürlich dank Helge hatte ich wirklich einen wunderschönen Geburtstag, den ich so schnell nicht vergessen werde.

Kathi



Eileen und Kathi in der "Volunteers Lounge"

Mehr vom Sky Tower

Mittwochabend haben Anne, Eva, Mira und Helge einen kleinen Ausflug zum Hafen gemacht. Die Bilder vom Hafen in der Abenddämmerung möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten...














Hafen mit Sky Tower, ausrangiertes "America's Cup"-Boot des Teams Neuseeland
 

Montag, 1. Oktober 2012

Unitech Run and Walk 2012

 Teilnehmer des Unitech Run and Walk auf der idyllischen Strecke im Sir Barry Curtis Park

Hallo zusammen,

wie ihr vermutlich noch nicht wisst, haben sich Kathi, Peter, Elia (ein Mitarbeiter), Alex (Sohn unserer Chefin), zwei Residents und ich für den Auckland Marathon angemeldet. Bevor ihr vor Schreck vom Stuhl fallt, sei gesagt, dass wir nur an einem 10,5km-Teamwettbewerb teilnehmen werden. Um uns dafür vorzubereiten, wollten wir gestern bei einem 8km-Lauf in einem Stadtteil Aucklands an den Start gehen. Da ich mich nach meiner Erkältung noch nicht fit genug fühlte, besann ich mich darauf Kathi anzufeuern und sie zu fotografieren, während sie sich quälte.
Langer Rede kurzer Sinn: Sie ist mit 47:41 Minuten eine äußerst beachtliche Zeit gelaufen, hat als Zehntplatzierte die Ziellinie überquert und keinen Zweifel daran gelassen, dass sie die 10,5km am 28. Oktober drauf hat!

 Kathi auf den letzten Metern (man beachte ebenfalls den netten Aufpasser von der Army)


Dailight Saving

Seit gestern Nacht haben wir übrigens nicht mehr 10 Stunden Zeitversatz zur deutschen Uhrzeit, sondern sind 11 Stunden voraus. Was in Deutschland recht bürokratisch Zeitumstellung genannt wird, trägt hier den schönen Namen Dailight Saving. Das macht die Sache allerdings nicht sinnvoller...

Helge

Disco

Am Freitagabend war es endlich soweit. Die von den meisten "Guys" heiß ersehnte Disco stand auf dem Programm. Dieses Mal fand sie unter dem Motto "Spring" statt, weshalb sich einige mit lauter bunten Blumen oder sogar noch gewagteren Outfits schmückten.


Ich hatte vermutlich noch nie so viel Spaß beim Tanzen wie an diesem Abend. Die Freude und Energie, die die Guys beim Tanzen ausstrahlten, war einfach ansteckend. Nicht ein Gedanke wurde daran verschwendet, ob man etwa unangenehm auffallen könnte aufgrund eines exzessiven Tanzstils. Die Begeisterung aller Beteiligten war deutlich spürbar. An der Disko nahmen nicht nur Bewohner von Hohepa teil, sondern auch Menschen aus anderen Einrichtungen in Auckland. Aufgrund verschiedener Aktivitäten unter der Woche wie Schwimmen oder der Zirkus-Gruppe kannten sich die meisten trotzdem untereinander. Gegen 20:30 Uhr wurde das Licht angeschaltet und die Tänzer stärkten sich mit Keksen und einem Getränk, um neue Kraft für die zweite Tanzrunde zu schöpfen. Gegen 21:15 Uhr machten sich alle auf den Heimweg, um nicht allzu spät im Bett zu landen - schließlich standen auch an diesem Wochenende einige aufregende und auch anstrengende Ausflüge auf dem Plan.
Helge konnte aufgrund seiner Erkältung an diesem Abend leider nicht dabei sein. Glücklicherweise findet die Disko alle drei Monate statt, sodass er sicher auch noch einmal die Chance bekommen wird, dieses Spektakel mitzuerleben.

Kathi