Dienstag, 27. November 2012

Bay of Islands

 
Hallo,

endlich darf ich wieder von einem Zwei-Tages-Trip berichten! Am frühen Samstagmorgen ging es  für uns in die Bay of Islands. Die Assoziationen, die sich mir bei diesem Namen aufdrängten, wurden durchaus bestätigt: Sonne, Meer und viele kleine Inseln. Insgesamt befinden sich vor der Küste, die ungefähr 3,5 Stunden Autofahrt Richtung Norden von Auckland entfernt ist, über 140 kleine und sehr kleine Inseln. Demjenigen, der die Region mit dem Boot erkundet, bieten sich paradiesische Aussichten - ganz zu schweigen von einer Erkundung aus der Luft! Aber dazu später mehr...

Wir hatten eine 4-stündige Bootstour durch die Küstenregion gebucht, deren Ziel es war, wilde Delfine aus der Nähe zu Gesicht zu bekommen und am Ende gar mit ihnen im Ozean zu schwimmen! Wir waren ganz gespannt und kamen etwa eine Stunde vor Auslaufen des Schiffes im Küstenort Paihia, so dass wir bereits in unserem Backpacker Hostel einchecken konnten. Kurze Zeit später, und nachdem wir unser selbst gemachtes Sushi verspeist hatten, gingen wir an Bord. Das Schiff zählte glücklicherweise zu den kleinsten im Hafen und fasste nur etwa 30 Personen. Begleitet wurde die Tour von einem Kapitän (logisch!) und Ronda, der burschikosen Delfin-Expertin. Nachdem wir ausgiebigst darüber informiert wurden, dass es nicht immer möglich ist, Delfine zu entdecken oder gar mit ihnen im Meer zu plantschen, und wir daher bitte schön im unglücklichen Falle einer Nullnummer nicht allzu enttäuscht sein sollten, nahmen wir Kurs auf das "Insel-Meer" vor uns.




Guckst du: Kapitän, Kathi und Helge halten eifrig Ausschau nach Delfinen

Und siehe da: Bereits nach einer Viertelstunde entdeckten wir die ersten Delfine. Als unser Schiff auf die kleine Familie zusteuerte, tauchten die Meeressäuger aber  sogleich ab. Und nach dem zweiten oder dritten Versuch einer Annäherung war klar: Diese Delfine wollen ihre Ruhe. Ronda konnte es natürlich nicht erlauben, die Tiere um ihren Mittagsschlaf zu bringen, und so fuhren wir weiter hinaus aufs Meer.

Nach circa einer Stunde erfolglosen Umherfahrens begannen Kathi und ich, uns Sorgen zu machen. Was, wenn Ronda und der Kapitän gar keine Ahnung hatten, was sie da taten, oder noch schlimmer: wenn die Delfine einen Wochenendausflug nach Auckland geplant hatten? Doch genau in diesem Moment zerschnitt ein Funkspruch die gespannte Stille. Zwei Delfine wurden gesichtet. Und schon drehte unser Kapitän dankbar ab und manövrierte das Boot zwischen einigen Felsen hindurch in eine kleine Meeresenge. Zu unserer Überraschung waren bereits zwei andere Ausflugsboote auf dem Weg zu dieser Stelle. Glücklicherweise hatten offenbar auch die Delfine den Funkspruch gehört. Eine Familie von sechs bis acht Meeressäugern tummelte sich direkt vor unserem Boot. Der Anblick hatte etwas Magisches; die Delfine begannen mit uns zu spielen. Erst tauchte ein Delfine rücklings unter dem Bug des Schiffes durch und blickte neugierig nach oben, dann bespritzte uns ein zweiter mit Wasser aus seinem Atemloch, ehe ein dritter direkt vor unseren Nasen aus dem Wasser schoss, kurz in der Luft stehen zu bleiben schien, einen Salto machte und wieder im Meer verschwand. Wir waren begeistert. Es war ein großes Glück, diese einmaligen Geschöpfe in Spiel-Laune anzutreffen! Da die Gruppe aber mehrere Jungtiere dabei hatte, durften wir nicht zu den Delfinen ins Wasser abtauchen. Die Sterberate von Jungtieren entspricht in den ersten zwei Lebensjahren ungefähr 50 Prozent. Delfin-Babys kommen mit einer viel zu dünnen Fettschicht auf die Welt. Wenn der Mensch den "Säuge-Rhythmus" der Mutter (ein Jungtier bekommt 20 mal pro Tag Milch von der Mutter) unterbricht, können deren Babys im kalten Pazifik erfrieren.



Delfine hautnah: Es ist gar nicht so einfach die schnellen Tiere (Spitzengeschwindigkeit 45 km/h) vor die Linse zu bekommen. Einfacher ist das schon mit trägen Touristen (rechts).

Also drehten wir erneut ab und steuerten auf eine Insel zu, um Rast zu machen. Gerade als wir unsere Füße auf den Steg gesetzt hatten, bekam die Crew einen neuen Funkspruch: Die Besatzung eines Helikopters hatte in einer nahegelegenen Bucht drei Wale gesichtet. Also schrie Ronda unsere Gruppe vom Boot aus zusammen und wir liefen zügig zurück. In der Bucht angekommen waren die Wale längst verschwunden. Dafür sichteten die beiden Besatzungsmitglieder aber ein paar Delfine, und plötzlich ging alles ganz schnell. Alle, die mit den Delfinen schwimmen wollten, bekamen eine kurze Instruktion. Es wurden die kurzen Neopren-Anzüge ausgeteilt sowie die Schwimmflossen, Taucherbrillen und Schnorchel. Schon stand die erste Gruppe von 18 Schwimmern am Heck des Bootes bereit (unter ihnen natürlich Kathi in forderster Front). Auch wenn sich alle Wagemutigen sehr ins Zeug legten: Die Delfine waren schneller und nicht an den Schwimmern interessiert. Also kamen alle zurück an Bord und wir fuhren wieder ein Stück dichter an die Meeresbewohner heran. Diesmal war auch ich an der Reihe. Auf Rondas Geschrei hin sprang ich (Springen war eigentlich nicht erwünscht) ins Wasser - und die Kälte raubte mir die Luft. 16 Grad hatte das Wasser, es fühlte sich an wie im Innern eines Eisschrankes. Hektisch schnappte ich durch den Schnorchel nach Luft, was mir nicht so recht gelingen wollten. Durch die beschlagene Brille sah ich auch kaum was, und so beschloss ich nach kurzer Zeit reflexartig, mich wieder an Bord zu retten. Immerhin das gelang mir dann auch irgendwie. Und so konnte ich Kathi beobachten, wie sie eine kurze Begegnung mit einem nur drei Meter entfernten Delfin erlebte. Wenige Minuten später machte sich das Schiff mit seinen überwiegend nassen und glücklichen Passagieren auf den Rückweg nach Paihia.

Den Abend ließen wir in einer recht gemütlichen Sportsbar in Paihia bei einem Bier und einem Gläschen Wein sowie einem fetten Neuseeländer (Name vergessen), der angeblich Rektor einer Schule und offensichtlich vollkommen blau war, ausklingen. Als er ein Lied für seine Freunde "Katharina und Äitsch" bei der Karaoke-Show trällerte, nutzen wir die Gelegenheit, ungesehen in unser Hostel zu verschwinden. Denn am nächsten Tag ging es erneut früh raus...

Eine Frage der Perspektive

Kathi (noch) entspannt vor ihrem Schicksalsflugzeug, im Hangar beim Anlegen der Gurte

Den ersten Teil des Sonntages müssen wir aus zwei Perspektiven beschreiben, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Ich mache den Anfang. Um 9 Uhr morgens sprangen wir wieder in unser lila Gefährt und machten uns auf den Weg zum Flugfeld von Kerikeri. Dort, wo ein großes Schild eine "Skydive Zone" versprach, bogen wir auf ein Gelände mit zwei Hangars ein. Vor einigen Wochen hatte Kathi einen Gutschein zum Fallschirmspringen erworben, den sie an diesem Sonntag einlösen wollte. Das Unternehmen in Kerikeri wird von einer mäßig freundlichen Französin geführt, die uns recht schnell zum so genannten Briefing Room schickte: Einige Stühle waren vor einem großen Flachbild-Fernseher, der an der Wand hing, aufgestellt. Wir nahmen Platz und warteten zusammen mit einem älteren Pärchen auf den "Instructor". Kathis Instructor war René aus Bilbao, der den spanischsten Englisch-Akzent hat, den ich je gehört habe. Trotzdem führte er die Anwesenden mit einfachen Sätzen durch eine Bildershow, in der die wichtigsten Regeln für das Springen dargestellt wurden. So muss der Fallschirm-Tourist direkt nach dem Sprung aus dem Flugzeug die Hüfte rausstrecken, die Beine nach hinten beugen und die Arme ausbreiten ("be a banana"). Außerdem gab René den nützlichen Tipp, man solle vor der Freifall-Phase keine Angst haben. Das sei wie Sex ("you don´t know why, but you feel chappy")...

Kathi kurz vorm Start, mit René auf dem Rollfeld, abgehoben!

Nach dieser informativen Präsentation warteten Kathi und ich neben dem Hangar, in dem die Fallschirme untergebracht sind, damit Kathi fachgerecht eingekleidet werden konnte. Das Equipment war erstaunlich simpel: ein roter Ganzkörperanzug aus leichtem Material, Gurte (so ähnlich wie beim Klettern), eine Ledermütze, eine Brille sowie ein Paar Handschuhe. Als die Maschine für Kathi und ihre beiden Leidensgenossen bereit war, wurden die drei von ihren Tandemspringern zur Cessna geleitet.

Der  Sprung aus Kathis Perspektive...
Nach einem kurzen "HUHUU!" für die Kamera quetschten wir uns zu sechst in die kleine Cessna. Die Beschreibung Sardinenbüchse hat, glaube ich, noch nie so gut gepasst wie auf die Raumverteilung in dieser Maschine. Außer meinem Tandempartner René und mir trug das kleine Flugzeuge noch zwei weitere Paare mit sich hoch in die Lüfte. Bei Renés kleiner Einführung vor dem Start hat er die Momente im Flugzeug als diejenigen, die am angsteinflößendsten seien, beschrieben. Aufgrund seiner unheimlich beruhigenden Art konnte ich jedoch sogar relativ entspannt bleiben und unseren kleinen Rundflug über die atemberaubende Bay of Islands mit ihren vielen kleinen Inseln und dem türkisfarbenen Meer genießen. Einzig, als das erste Pärchen an der Reihe war zu springen und von einer auf die andere Sekunde im Nichts verschwand, musste ich doch ein bisschen schlucken. Viel Zeit zum Überlegen blieb mir jedoch nicht. Ehe ich mich versah, saß ich ebenfalls am Rand der Maschine und im nächsten Moment rasten wir auch schon (zunächst kopfüber) der Erde entgegen. Es dauerte einige Sekunde, bis ich begriffen hatte, wo ich mich befand und was eigentlich gerade passierte. Völlige Panik konnte ich erstaunlicherweise vermeiden und trotz ohrenbetäubendem Fahrtwind die verbleibenden Sekunden im freien Fall genießen. Kurz über der Wolkendecke öffnete sich unser Fallschirm und auf einmal war alles still. Dieser starke akustische Kontrast und der tolle Ausblick, der sich uns bot, als wir durch die Wolkendecke brachen, waren einfach atemberaubend. Federleicht glitten wir hinab und für eine kurze Zeit war es mir sogar vergönnt, den Fallschirm selbst zu steuern und einige Spiralen zu drehen. Unten konnte ich Helge als kleinen, blauen Punkt erkennen, der sehr geduldig auf mich wartete. Nach einer wunderbar sanften Landung war ich überglücklich, den Sprung gewagt zu haben. Letztendlich muss ich noch einmal betonen, wie viel Glück ich mit meinem Sprungpartner hatte. Ich bin mir nicht sicher, wie vielen Personen es in dieser Situation so effektiv gelungen wäre, mich zu beruhigen, so dass ich dieses Abenteuer in vollen Zügen genießen konnte.  



Unten hatte ich auf die hoffentlich sanfte Landung gewartet. Durch ein Loch in der dünnen Wolkendecke konnte ich sogar ausmachen, wie ein Tandem-Paar aus dem Flugzeug hüpfte. Und bereits wenige Minuten später kam Kathi in Sicht. René und Kathi drehten noch zwei, drei Pirouetten und landeten dann schnell aber gekonnt auf der Rasenfläche vor dem Hangar.


Hoch in der Luft und trotzdem sicher gelandet...

Das obligatorische Video des Fallschirmsprunges durften wir uns hinterher zusammen mit René ansehen, auch wenn Kathi gleich klar gestellt hatte, dass sie nicht bereit war, den Film für 190 Dollar zu erwerben. Wir waren mit René allerdings gut ins Gespräch gekommen, und offensichtlich mochte er uns. Denn mit einem nervösen Seitenblick in Richtung des einige Meter entfernt stehenden Chefs bot er uns an, den Speicher-Chip, auf dem das Video enthalten war, mitzunehmen, um den Film auf DVD zu brennen. Wir sollten einfach in ein paar Stunden wieder vorbei kommen und ihm den Chip wieder aushändigen. Gesagt, getan: Dieses überaus freundliche Angebot nahmen wir natürlich dankbar an! Im nahegelegenen Kerikeri hielten, um uns zu stärken und den Film zu kopieren, und brachten die Speicherkarte heimlich zurück zum Spanier.

Ein bisschen Geschichte und ein verschwundenes Klo...

Zurück im 20 Minuten entfernten Kerikeri hielten wir Ausschau nach dessen größter Attraktion: den ältesten Häusern europäischer Siedler in Neuseeland. Hier im Nordosten der Nordinsel nahm die Besiedelung der beiden Inseln durch "Pakeha" ihren Lauf. Der so genannte "Stone Store" steht dicht am Kerikeri River, das "Kemp House", die Familie Kemp gehörte zu den ersten europäischen Bewohnern der Region, direkt dahinter. Auf einer kleinen Anhöhe hinter den beiden Häusern liegt die anglikanische St. James-Kirche. Dennoch muss man sich auch hier wieder vor Augen führen, wie jung dieses Land aus europäischer Sicht ist. Die ältesten Häuser wurden in den 1820er Jahren errichtet, weswegen sie grundsolide und eigentlich gar nicht alt wirken... Idyllisch gelegen sind sie aber allemal!



Helge vor dem Stone Store, Kemp House, Anglican St. James Church in Kerikeri

Nach unserer kleinen Kerikeri-Tour fuhren wir in Richtung Waitangi. In diesem Ort wurde der erste Vertrag, der Grundbesitzrechte regelt, zwischen Maori und Weißen abgeschlossen. Das war 1840 und noch heute haben nicht alle Maori-Clans das umstrittene "Treaty of Waitangi" akzeptiert. Auf dem Weg nach Waitangi kamen wir an den Hururu Falls vorbei. Dabei handelt es sich um einen Wasserfall in Hufeisenform.



Kerikeri River, Hururu-Wasserfall, Inschrift am Gedenkstein William Hobsons, der den Vertrag von Waitangi mit den Stammesoberhäuptern der Maori ausgehandelt hat.

Weiter ging es auf einer Schotterpiste, und an einem Schild ("Vorsicht, Kiwis!") vorbei, in Richtung Waitangi. Dort angekommen mussten wir leider feststellen, dass das Treaty House horrenden Eintritt verlangte. Und da wir ohnehin nicht mehr allzu viel Zeit hatten, machten wir es uns nebenan in einem Café bequem und entspannten, bevor wir wieder nach Hause aufbrachen. Erwähnenswert ist bezüglich unseres Rückweges eigentlich nur noch, dass wir die Hundertwasser-Toiletten in Kawakawa NICHT finden konnten...

Helge


Freitag, 23. November 2012

Der ganz normale Alltag

Da wir ja schon etwas länger nichts mehr von uns haben hören lassen, dachte ich, dass ich euch einmal ein wenig mehr von unserem Alltag berichte.
Helge und mir geht es hier immer noch sehr gut. Wir freuen uns schon riesig auf das anstehende Wochenende, an dem wir uns am Samstagmorgen auf den Weg in den Norden der Nordinsel nach Paihia machen werden. Helge hat mir zum Geburtstag einen Gutschein für "Schwimmen mit Delfinen" geschenkt, den wir nun endlich einlösen wollen. Am Sonntag steht dann noch ein Highlight an: Mein Fallschirmsprung in der Bay of Islands. Vor einigen Wochen haben wir im Internet ein Angebot für einen solchen Sprung zum halben Preis gefunden und gleich zugeschlagen. Wir, d.h. Leonard, Eva, Peter, Nicky und ich, wollten eigentlich zusammen springen, doch das Wetter hat uns bei unserem ersten Termin einen Strich durch die Rechnung gemacht. Helge konnte ich trotz des tollen Angebots nicht davon überzeugen, ebenfalls den Sprung zu wagen.
Glücklicherweise hat Helge am letzten Dienstag endlich einen Termin in der Ambulanz hier in Auckland bekommen und konnte sich die fehlenden Medikamente für die kommenden drei Monate verschreiben lassen. Hartnäckigkeit und großes Engagement haben letztendlich doch über Bearbeitungsverzögerungen und fehlende Kommunikation zwischen verschiedenen zuständigen Personen gesiegt.
Diese Woche habe ich Taucherbrille und Hockeyschläger beiseite gelegt und bin doch zum guten alten Tennisschläger zurückgekehrt. Leider hat mir das Unterwasserhockey nicht so viel Spaß gemacht wie damals vor 6 Jahren in Dunedin. Anscheinend bin ich nicht nur älter, sondern vor allem auch ängstlicher geworden - dieser Sport ist mir einfach zu gefährlich. Knochenbrüche im Gesichtsbereich oder auch an Hand und Unterarm sind keine Seltenheit. Seit gestern bin ich jedoch endlich glückliches Mitglied im Blockhouse Bay Tennis Club, der unheimlich viel zu bieten hat. Den Mitgliedern stehen nicht nur 5 Outdoor- und 5 Indoor-Courts inklusive Flutlicht zur Verfügung, sondern am Dienstag Abend und Sonntag Vormittag werden Social Evenings bzw. Mornings angeboten, an dem ca. 30-40 in wechselnden Paaren Doppel spielen und auf einem Court sogar Trainingssessions stattfinden. Wie es aussieht, habe ich wahrscheinlich auch die Möglichkeit, in einem Team noch einige Punktspiele zu bestreiten. Das wird sich hoffentlich in einigen Tagen herausstellen.
Gestern, als ich diese Zeilen schrieb, bestritt Helge gerade sein wöchentliches Fußballspiel für den FC Kaurilands. Das Team scheint mit der Zeit immer besser zu funktionieren, was an der stark ansteigenden Erfolgskurve deutlich abzulesen ist. Der Spaßfaktor war bei Helge jedoch schon von Anfang an sehr hoch ausgeprägt. Helges ereignisreiche Woche wird ergänzt durch Fußballtraining am Dienstagabend und einen Zeichensprachkurs (neuseeländische Zeichensprache, nicht zu verwechseln mit bspw. deutscher Zeichensprache) am Montagabend. Leider kann ich ihn nicht zu diesem Kurs begleiten, da ich am Montag und Dienstag am späten Nachmittag bis abends arbeiten muss (16:30 bis 22:00 Uhr).

Kathi

Samstag, 17. November 2012

Goat Island und Tawharanui Regional Park

Mit ein bisschen Verspätung berichte ich heute von unserem Ausflug zur Goat Island und in den Tawharanui Regional Park am vergangenen Samstag. Beim Namen Goat Island könnte man denken, dass es sich bei unserem Ausflugsziel um eine Insel mit lauter Ziegen handelte - doch weit gefehlt. Goat Island ist ein Küstenabschnitt ca. 90 Minuten nördlich von Auckland, der sich besonders gut fürs Schnorcheln und Tauchen eignet. In dieser Küstenregion ist das Wasser besonders klar und es tummeln sich die verschiedensten Fischarten und zu meinem Leidwesen auch Krustentiere nah unter der Wasseroberfläche. Wir begnügten sich jedoch lediglich damit, von ein paar Felsen ins Meer zu blicken. Fürs Schnorcheln war an diesem Tag nicht genügend Zeit, da wir im Anschluss noch durch den nahegelegenen Tawharanui Nationalpark wandern wollten.



Goat Island, Küste vor der "Ziegeninsel"

Die anderen Freiwilligen hatten dem Park bereits einen Besuch abgestattet und sehr von dessen Schönheit geschwärmt. Begünstigt durch strahlend blauen Himmel wurden unsere Erwartungen sogar noch übertroffen. 2 1/2 Stunden lang wanderten wir über Farmland und an unseren Freunden, den Pukekos, vorbei. Seit der Pukeko-Attacke auf der Vogelinsel Tiritiri Matangi reagierte ich ein wenig schreckhaft, wann immer ein Vogel unerwartet aus dem Gebüsch flatterte - ganz zur Belustigung von Helge. Zum Ende unserer Wanderung machte uns die Sonne doch ganz schön zu schaffen und wir waren sehr erfreut, als wir eine Abkürzung zurück zum Parkplatz entdeckten. Die Sonne ist hier wahrlich nicht zu unterschätzen. Demnächst müssen wir uns unbedingt Sonnenhüte zulegen. Kaputt und trotzdem überglücklich aufgrund der wunderschönen Wanderung durch den Regionalpark fuhren wir am Abend gemütlich zurück nach Auckland. Glücklicherweise hatten wir noch den Sonntag vor uns, um uns ein wenig auszuruhen und neue Kraft für die kommende Arbeitswoche zu schöpfen.

Kathi










Strand auf der Tawharanui-Halbinsel, Kathi im Grünen, Helge macht Rast

Diwali zum Dritten

Am 13. November waren wir bei Devashna und Vikash (unseren Arbeitskollegen von den Fidji-Inseln) zum echten Diwali-Fest eingeladen. In der dunkelsten Nacht des Jahres waren die beiden traditionell gekleidet, beteten ausgiebig (mit Hilfe eines Predigers aus dem Radio) und zündeten Öllampen an. Außerdem hatte Devashna für uns alle eine unvorstellbar große Menge leckeren indischen Essens zubereitet.

                                          Unsere Gastgeber Devashna und Vikash

Montag, 12. November 2012

Guy Fawkes Day

Bei dem Guy Fawkes Day handelte es sich um eine jährliche Gedenkfeier (in Großbritannien auch: Bonfire Night), die auf ein Ereignis im Jahre 1605 zurückgeht. Damals wäre es einem Mann namens Guy Fawkes nämlich beinahe gelungen, das House of Lords samt König James I. mithilfe von Sprengstoff in die Luft zu jagen. Guy Fawkes war Teil einer Verschwörung mehrerer englischer Katholiken gegen den damaligen König James. Am 04. November 1605, d. h. einen Tag vor dem geplanten Attentat, wurde Guy Fawkes in den Katakomben des House of Lords entdeckt. Dort bewachte er 36 Fässer Sprengstoff - genug um das ganze Regierungsgebäude in Schutt und Asche zu legen. Diese Entdeckung wurde allein durch einen anonymen Brief an den Baron William Parker ermöglicht, in dem er über einen möglichen Anschlag informiert wurde. Als Erinnerung an die Vereitelung des Anschlags im Jahr 1605 werden bis zum heutigen Tage jedes Jahr am 05. November nicht nur in Großbritannien, sondern natürlich auch in den Commonwealth-Staaten, Feuerwerke gezündet. Auch bei Hohepa ließ man sich nicht lumpen und zündete ganze Wannen voller Raketen. Da die Woche vor der Guy Fawkes Night die einzige Zeit ist, in der man in Neuseeland Feuerwerksartikel käuflich erwerben kann (nicht einmal für Sylvester ist das hier sonst erlaubt), scheinen die Neuseeländer diese Knallerei sogar noch faszinierender zu finden als die Deutschen. Auch wir Freiwilligen wurden im Vorhinein darum gebeten, etwas zum Gelingen dieses Abends beizutragen. Zusammen mit einigen Bewohnern beklebten wir Marmeladengläser mit buntem Papier und verteilten sie mit Teelichter erleuchtet überall auf dem Gelände. Obwohl sich Kathi Feuerwerke eigentlich lieber aus sicherer Entfernung anschaut und sich am besten hinter einer Fensterscheibe in Sicherheit bringt, konnte sie den Abend aufgrund der tollen Atmosphäre doch sehr genießen. Leider kam Helge nicht rechtzeitig von seinem Zeichensprachkurs zurück, um Hohepas Feuerwerk zu bewundern. In unserer Nachbarschaft wurde jedoch noch die ganze Nacht hindurch fröhlich geknallt, sodass er in nächster Umgebung trotz Verspätung noch einige Raketen bewundern konnte.

Kathi

Dienstag, 6. November 2012

Tiritiri Matangi Island


Unseren Besuch auf der Vogelschutzinsel Tiritiri Matangi werden wir zweifellos als eines der schönsten Erlebnisse (zumindest bislang) in Erinnerung behalten. Dafür sind wir auch gerne an einem Sonntagmorgen um 06:30 Uhr aufgestanden - im Vergleich zum letzten Marathon-Sonntag konnten wir ja fast schon ausschlafen. Um 09:00 Uhr lief unsere Fähre vom Hafen in Auckland aus und nahm uns mit auf eine 80-minütige, äußerst schaukelige Fahrt hin zur Vogelschutzinsel. Wagemutig platzierten wir uns zunächst auf dem obersten Deck des Schiffes, was wir schon nach einigen Minuten aufgrund des einsetzenden Regens und des äußerst starken Windes bereuten. Nach einer aufgrund des starken Schaukelns waghalsigen Klettertour hinunter aufs Unterdeck konnten wir die Fahrt trotz des starken Seegangs genießen und kamen nicht allzu sehr durchgefroren auf der Insel Tiritiri Matangi (maorisch für „Wind tost darüber“) an, die an diesem Tag ihrem Namen alle Ehre machte.

 Abfahrt in Auckland (links), Ankunft auf Tiri Tiri Matangi Island

Zusätzlich zur Fähre hatten wir eine 90-minütige Führung über die Insel gebucht, die im Vergleich zur Fähre mit nur 5 Dollar ein wahres Schnäppchen war. Zu unserer Gruppe gesellten sich drei Schweden, ein Brite und ein Neuseeländer. Schon nach wenigen Minuten hatten wir ein wenig das Gefühl, im Vergleich zu den anderen Teilnehmern eher mäßig auf unser Abenteuer auf der Insel vorbereitet zu sein. Besonders für mich (Kathi) galt, dass ich lediglich meine einfache Digitalkamera und das Wissen mit auf die Insel gebracht hatte, dass sich dort wohl einige seltene Vögel tummelten - welche genau das jetzt sein würden, darüber hatte ich mich nicht informiert. Dementsprechend zog die Struktur des Bodens meine volle Aufmerksamkeit auf sich als unsere Führerin die Frage in den Raum stellte, welchen der auf dieser Insel vorhandenen Vögel jeder einzelne von uns besonders gerne sehen wollte. Aus unseren mit scheinbar unendlich großen Vogelwissen ausgestatteten Mitstreitern platzten die Namen verschiedenster Vogelarten geradezu heraus und als ich schließlich an der Reihe war, drehte ich mich hilfesuchend zu Helge um, der ebenfalls etwas hilflos beteuerte, auf die Vielfalt der Vögel hier besonders gespannt zu sein.

 New Zealand Pigeon (Kereru), aufgeregte Hobby-Ornithologen (Zitat: "Come closer my little bird, I want to admire you.")

Nach dieser kurzen Einführung machten wir uns schließlich (endlich) auf den Weg. Das Ziel unserer kleinen Vogelexpedition war ein Leuchtturm auf dem höchsten Punkt der Insel, der von dem kleinen Anleger aus in einem zügigen Tempo und ohne größere Pausen in ca. 40 Minuten zu erreichen ist. Da wir jedoch auch einige tolle Vogelarten vor die Linse bekommen wollten, waren für den Weg ca. 1 1/2 Stunden eingeplant. Dass wir letztendlich  2 1/2 Stunden für den Weg brauchten, nervte am Ende nicht nur Helge und Kathi, sondern vor allem auch unsere Führerin, die im wahrsten Sinne des Wortes Überstunden machen musste.Unsere Freunde aus Schweden und Großbritannien sprühten förmlich vor Begeisterung. Auch nach 10 Minuten wurde nicht davon abgelassen, nach dem Vogel zu suchen, der diese wundervollen Lauten von sich gab, selbst wenn er sich noch so gut im Gestrüpp über den Köpfen seiner Bewunderer versteckte. Der neuseeländische Mitstreiter schleppte ein riesiges Stativ mit sich durch den Busch, das er immer wieder in Position hievte. Dabei brachte es ihn keinesfalls aus der Ruhe, als einziger der Gruppe zurückzubleiben und weitere 5-10 Minuten zu versuchen, das perfekte Foto zu schießen.

 Bellbird (Korimako), Fantail (Piwakawaka), Stitchbird (Hihi), Morepork (einzige Eule Neuseelands)

Aufgrund unserer etwas verzögerten Ankunft am Leuchtturm blieben Helge und Kathi nur noch ca. 3 Stunden, um die Insel auf eigene Faust zu erkunden. Auf unserer geführten Erkundungstour hatten wir ja bereits einige Stitchbirds (auch Hihi genannt), Whiteheads, neuseeländische Tauben (die im Vergleich zu den beispielsweise in Deutschland anzutreffenden Vögeln dieser Gattung wirklich wunderschön und zugleich um einiges fettleibiger sind), Tuis, Fantails und Bellbirds gesehen. Auf unserer nun eigenständigen Suche nach dem äußerst seltenen Takahe sahen wir zwar einige Kakariki und wurden von dem eng mit dem Takahe verwandten Pukeko attackiert, doch den Takahe kamen wir leider nicht zu Gesicht. Doch nicht nur die Fauna der Tiritiri Matangi Insel trug dazu bei, unseren Ausflug unvergesslich zu machen, sondern auch die Natur und der wunderschöne Ausblick auf die umliegenden Inseln, das Festland und die glitzernde See ließen unsere Begeisterung für die Insel immer weiter steigen. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Besuchern auf der Insel, konnte man an einigen Orten der Insel den Eindruck bekommen, sich allein im Paradies zu befinden.
 
Tui (Parson Bird), Pukoke (Artgenosse des aggressiven Vogels, der uns angriff), Red-Crowned Parakeet (Kakariki)

Viel zu schnell war unsere Zeit auf der Insel zu Ende und die Fähre legte an, um uns zurück nach Auckland zu bringen. Später wartete ein netter Abend mit den übrigen Freiwilligen auf uns, denen wir den Ausflug auf die Insel Tiritiri Matangi uneingeschränkt weiter empfehlen konnten.