Freitag, 28. Juni 2013

Abschied, Affengesang und Rückflug

Leider mussten wir uns früher als ursprünglich geplant von Neuseeland verabschieden. Am 3.6. ging unser Flieger zurück nach Deutschland. Da die Woche vor dem Abflug sehr stressig war, müssen wir die Geschehnisse nun - drei Wochen später - nachliefern.

Abschied nehmen

Insgesamt viermal wurden wir von verschiedenen Leuten eingeladen, um uns zu verabschieden. Den Anfang machten die Mitarbeiter und Guys bei Helios. Gegen drei Uhr nachmittags hielten sie die traditionelle Farewell-Zeremonie für uns beide ab. Jeder, der wollte, durfte zu uns kommen und sich vor den anderen persönlich von uns verabschieden. Sehr viele nutzten die Gelegenheit und vor allem der Abschied von den Behinderten wird uns vermutlich für immer in Erinnerung bleiben. Nachdem auch Kathi und Helge ein paar Worte an die Umstehenden gerichtet hatten, überreichten uns Richelle und Simone ein Abschiedsgeschenk. Es handelte sich um ein Selbstportrait von Mark, das er vor vier Jahren angefertigt hatte, und vor Kurzem wieder aufgetaucht war. Es wird eine großartige Erinnerung an unsere Zeit in Auckland sein!

Unser abendlicher Goodbye-Marathon begann einige Stunden später im Michael House, wo sich viele Bewohner von Hohepa, einige Mitarbeiter und die anderen Freiwilligen versammelt hatten. Wendy, die Hauskoordinatorin vom Michael House, hatte eingeladen. Jedes Haus brachte etwas zu essen mit, so dass es schon fast Ausmaße eines Festmahls annahm. In einer kleinen rührenden Zeremonie wurden wir von Wendy und den Bewohnern des Michael-Hauses verabschiedet und bekamen Andenken überreicht. Als wäre das noch nicht genug wurden wir auch noch stellvertretend von Hohepa mit jeweils einem Maori-Anhänger bedacht. Shirley, die Maori ist und stolz auf ihre Abstammung (ihr Familienstammbaum reicht angeblich bis hin zu den ersten Maori, die Neuseeland besiedelten), erklärte kurz, dass sie die Schmuckstücke aus Greenstone segnen müsse und verschwand für wenige Minuten in der Dunkelheit. Hinterher musste jeder, der uns über den Weg lief, die Anhänger berühren und sich - nach Maori-Tradition - Wünsche für den Träger durch den Kopf gehen lassen.

Später am Abend machten wir uns auf den Weg zum Haus von Posie, einer Mitarbeiterin. Dort hatten sich Ruth, T´ai, Joseph und die Hausbesitzerin zum Dinner getroffen. Kathi und Helge waren eingeladen, damit die vier sich verabschieden konnten, und natürlich damit wir Deutschen noch die in Kokosnusssaft gegarten Miesmuscheln samoanischer Art probierten! Es war ein wirklich schöner Abend und das Essen war spitze. Nur der Anlass, unsere baldige Abreise, machte uns ein wenig zu schaffen.

Am Tag darauf hatten dann die anderen Freiwilligen etwas für unseren Abschied vorbereitet. Es war wirklich ergreifend, mit welchem Aufwand uns unsere sieben Mitstreiter einen wunderbaren Abend bereiteten. Zunächst wurde - natürlich - gegessen. Die Volunteers hatten ein leckeres Abendessen mit gebratenem Lachs zubereitet. Danach starteten wir eine große Bildershow in der schon beinahe festlich hergerichteten Volunteers Lounge: Jeder einzelne von uns hatte die 20 schönsten Fotos von Nord- und Südinsel ausgewählt und nacheinander präsentierten wir unsere Bilder. Hinterher spielten wir noch Gesellschaftsspiele - und gerade als wir uns schlafen legen wollten, rückten die anderen mit einer weiteren Überraschung heraus. Zum Abschied schenkten sie uns je einen Kapuzenpullie, den sie hatten bedrucken lassen. Vorne sind unsere Silhouetten abgedruckt, hinten ist der Aufdruck "Hohepa Volunteers Auckland" zu lesen. Bevor wir in unsere Betten verschwanden, machte noch Jamie, der Night Staff ein Gruppenfoto von den Freiwilligen in ihren neuen Pullies.

Der Gesang der Gibbons

Nach all den traurigen Momenten des Abschieds nutzten wir unsere letzte Gelegenheit, um Karten für den Zoo in Auckland einzulösen, die wir bereits erworben hatten. Dieser Zoo ist gar nicht mal so klein und dafür durchaus vergleichbar mit dem beliebten Zoo in Hannover. Lediglich die Anordnung der Gehege wirkte etwas chaotisch.

Bewohner des Zoos in Auckland: Die Gibbons sangen für uns...

Das Highlight unseres kurzen Zoo-Besuches war die Besichtigung des Gibbon-Geheges. In Auckland lebt ein Siamanggibbon-Pärchen. Siamanggibbons sind die größte Gibbonart und unschwer an ihren Kehlsäcken zu erkennen. Diese benutzen sie, um bei ihrem täglichen Gesang noch ein wenig imposanter zu klingen. Gibbons leben nämlich in trauter Eintracht als Pärchen und bleiben sich meist ein Leben lang treu. Um anderen Gibbon-Paaren klar zu machen, dass sich in diesem Waldgebiet bereits ein Pärchen breit gemacht hat, verteidigen sie ihr Territorium mit Gesang. Jeweils morgens und abends singen die Gibbons ein spezielles Duett. Es klingt immer gleich, unterscheidet sich aber von dem Gesang anderer Paare, so dass die Affen sich gegenseitig am Gesang identifizieren können. Wir beide hatten das Glück, gerade vor dem Gibbon-Gehege zu stehen, als die Siamanggibbons mit ihrem markanten Gesang begannen.

27-Stunden-Reise

Am Tag unserer Abreise packten wir unser letztes Hab und Gut zusammen und ließen uns von den anderen Freiwilligen zum Flughafen chauffieren. Sie hatten sich ihre Schichten extra so eingerichtet, dass sie uns begleiten konnten. Bis auf einen kleinen Schreck beim Check-In, als wir feststellten, dass wir ein bisschen Gepäck umverteilen mussten, verlief alles noch Plan. Und so drückten wir die anderen nochmal zum Abschied, winkten ihnen nach und machten uns auf den Weg zu unserem Flieger. Der Flug war anstrengend, viel zu lang und am Ende kamen wir beide krank in Deutschland an. Aber immerhin hatten wir einen Großteil unserer Reise in einem A380 verbracht (das war, zumindest für Helge, etwas ganz Besonderes). In den vergangenen Wochen hatten wir Zeit uns von den Strapazen zu erholen.

Zurück in Deutschland war es, als wären wir nur übers Wochenende weg gewesen. Es fiel uns gar nicht schwer, uns wieder hier einzuleben. Glücklicherweise halten wir Kontakt zu den anderen Freiwilligen, die in den vergangenen 10 Monaten Freunde geworden sind. Es ist auch schon ein Treffen Anfang August in Frankfurt vereinbart.

Wenn wir zurückblicken auf unser Neuseeland-Abenteuer, müssen wir selbst noch staunen darüber, was für tolle Erfahrungen wir sammeln durften! Diese Vielzahl von positiven Eindrücken im Kopf zu sortieren, wird wohl noch eine Weile dauern. Und - ohne angeben zu wollen - mit den knapp 20 Gigabyte Fotos aus Neuseeland könnten wir ganze  Plakatwände mit Bildern eines atemberaubend schönen Landes füllen.  


Sonntag, 19. Mai 2013

Bierbrauen nach überstandener Dürre

Nach etlichen Wochen gibt es von uns endlich wieder aktuellere Nachricht. Wir beide haben heute Nachmittag eine Lektion im Bierbrauen von Leslie erhalten. Ausgerechnet ein Neuseeländer musste uns Deutschen zeigen, wie man sich ein Bierchen von Zuhause aus braut. Laut Leslie ist dieses so genannte "Homebrew" eine Art neuseeländischer Volkssport. Selbst das private Brennen von Schnaps ist nicht nur erlaubt, sondern auch häufige Freizeitbeschäftigung im Land der Kiwis. Allerdings ist das auch kein Wunder, wenn man sich die Preise für alkoholische Getränke in Auckland ansieht. In einer Bar zahlt man für 330 ml Bier (hier sollte man übrigens aus geschmacklichen Gründen vermeiden, einheimisches Bier zu bestellen) mindestens 8 Dollar. Das entspricht ungefähr 5 Euro und lässt jede Lust auf ein Bierchen schnell vergehen. Leslies Bier hingegen ist in der Herstellung viel günstiger - und schmeckt auch noch mehr als passabel. Lediglich das viel gescholtene deutsche Reinheitsgebot wird von ihm mit Füßen getreten: In seiner neuesten Kreation befinden sich unter anderem die Extrakte von Ananas-Pralinen.

Heißester Sommer seit 70 Jahren

Diesen Sommer hatten wir das Vergnügen über drei Monate nicht einen Tropfen Regen abzubekommen. Was uns natürlich sehr erfreute, war den Landwirten Neuseelands ein Graus. Umso schöner für diese, dass der Sommer nun weit zurück liegt, und es seitdem mehr als genug geregnet hat. Zwei Satellitenbilder der NASA, die vor einigen Wochen auf der Homepage des SPIEGELs zu sehen waren, vergleichen die Nordinsel vor und nach der Dürreperiode und zeigen eindrücklich die Auswirkungen auf die Landschaft Neuseelands (hier klicken).

Freitag, 17. Mai 2013

Entspannung in Paihia

Leuchtturm am Cape Reinga

Das verlängerte Wochenende im Hostel bei Moe und Anny stellte für uns drei Reisenden den letzten Höhepunkt und gleichzeitig den Ausklang unseres Nordinsel-Urlaubs dar. Nachdem wir zwei Wochen von Ort zu Ort gereist waren und unsere Tage mit unzähligen Aktivitäten ausgefüllt hatten, sehnten wir uns doch ein wenig nach etwas Ruhe und Entspannung. Was kann es da besseres geben als drei Tage bei Freunden in der Bay of Islands, dem Ferienziel nördlich von Auckland.

Einmal durchschnaufen

Jedoch ließ auch in der sonst so sonnigen Bay of Islands der Wetterbericht nichts Gutes erahnen. Und da der Sonntagvormittag wohl etwa trockener ausfallen würde als der Nachmittag, liefen wir entlang der Küste in Richtung Norden, wo Moe uns zu einem Kajak-Verleih führte. Was Kathi und Helge als erstes auffiel war, wie ruhig Paihia im Vergleich zu ihrem letzten Besuch war. Der Ort lebt eigentlich ausschließlich vom Tourismus. Und weil inzwischen die Nebensaison angebrochen war, wirkten die Straßen wie ausgestorben. Am Kajak-Verleih angekommen, mussten wir erkennen, dass die Türen und Fenster der Holzhütte fest verriegelt waren. Aus dem geplanten Paddel-Ausflug zu den Hururu Falls wurde also nichts. Auf dem Rückweg schlugen wir einen anderen Weg ein. Und da sich niemand zu großen Unternehmungen in der Lage sah, landeten wir kurzentschlossen bei einem Minigolfpark, der zu einem kleinen, relativ heruntergekommenen Freizeitpark gehört. Was zu dem Zeitpunkt keiner ahnte: Vor uns lagen 3 Stunden Minigolf! Nach dieser "Schlacht" waren wir alle verdammt hungrig und der Nachmittag war bereits angebrochen. Nun wurde der Tag endgültig zum Erholen auserkoren. Nach einer Stärkung verbrachten wir Nachmittag und Abend mit Gesellschaftsspielen und genossen es, mal nicht besonders viel zu tun.

Ein ganz besonderer Tag

Der nächste Tag war da schon anders. Er begann mit einer Überraschung: Der Wetterbericht entpuppte sich als glatte Lüge. Und bei herrlichstem Sonnenschein fuhren wir spontan mit Birte zum nah gelegenen Flugplatz bei Kerikeri. Ganz unverhofft konnte sie nun doch ihren Traum vom Fallschirmsprung in Neuseeland wahr werden lassen. Das Gute an dieser spontanen Aktion war, dass Birte gar keine Gelegenheit bekam, sich großartig Gedanken über ihr Vorhaben zu machen: hinfahren, zahlen, Anzug an, rein ins Flugzeug! Und einige Minuten später konnten Moritz, Kathi und Helge die drei hellen Punkte, die aus gigantischer Höhe aus dem Flugzeug purzeltenn beim freien Fall beobachten. Einige (Freuden-)Schreie später war Birte dann sanft auf dem Rasen vor den Hangars gelandet - mit einem Gesichtsausdruck zwischen purer Freude und großer Erleichterung.

Kathi und Moe (links) warten auf Birtes Ankunft aus der Luft

Als wir zurück in Paihia waren, stellte sich heraus, dass das Wetter noch immer durchhielt. Also machten wir uns - leider ohne Anny, die arbeiten musste - mit Moes neuem Auto auf den Weg zum Cape Reinga. Das Kap ist der nördlichste Punkt der Nordinsel, den man mit dem Auto erreichen kann. Laut einer Maori-Sage verlassen an diesem Punkt die Seelen der Toten die Erde. Außerdem stoßen direkt vor Cape Reinga die Tasman Sea und der Pazifik aufeinander, was Gefahr für alle Segler bedeutet, für Beobachter vom Land aus aber spektakuläre Anblicke bieten kann. All das lockte uns auf dieser hin und zurück 6 Stunden langen Fahrt.

Unseren ersten Zwischenstopp machten wir kurz nachdem wir die Landzunge, die im Kap endet, erreicht hatten. Ein Hinweisschild mit der Aufschrift "Ninety Mile Beach" wies uns den Weg in eine Seitenstraße. Der Ninety Mile Beach ist zum einen dafür bekannt, dass er - oh, Wunder - neunzig Meilen lang ist. Zum anderen ist er aber auch einer der schönsten Strände, die wir je gesehen haben. Etwas pervers ist nur, dass die Neuseeländer es nicht nur super finden, auf ihm mit dicken Jeeps und Bussen entlang zu heizen, sondern das Ganze auch noch absolut legal ist. Offiziell gilt der Strand als Straße (Geschwindigkeitsbegrenzung: 100 km/h).



Eindrücke vom Ninety Mile Beach

Nachdem wir genügend Sonne getankt hatten, ging es weiter nordwärts. Wir hielten nur noch einmal an einem kleinen Restaurant (es war mal wieder Zeit für die täglichen Fish and Chips) und mussten uns am Ende doch noch etwas sputen, weil die Sonne bedrohlich tief stand. Nach der langen Fahrt und einem kurzen Sprint zu Fuß hatten wir die Hügel am Kap überwunden und bekamen als Lohn gleich mehrere Naturschauspiele zu sehen. Das Cape Reinga an sich ist auf jeden Fall schon sehenswert. Vor allem die Stelle, an der sich die Meere vereinigen, ist beeindruckend. Dabei noch einen wunderschönen Sonnenuntergang zu beobachten, toppt dieses Erlebnis. Bei uns kam an diesem Abend aber hinzu, dass ein Wolkenband über uns vorbeizog, dass einen heftigen Schauer mit sich brachte.

Moe (links) ist noch optimistisch, während sich ein Unwetter nähert (Mitte). Rechts: Kathi und Birte vor dem Leuchtturm am Cape Reinga.

Zunächst beobachteten wir, wie sich der Regen-Vorhang langsam aber sicher näherte. Vor der untergehende Sonne kein alltäglicher Anblick. Dann war der Schauer da: Die tiefstehende Sonne tunkte die gesamte Szenerie um uns herum in einen unwirklich erscheinende Orange-Ton. Wir pressten uns an den Leuchtturm am Kap, um uns vor dem prasselnden Regen zu schützen. Auf der dem Sonnenuntergang entgegen gesetzten Seite bahnte sich nun das nächste Spektakel an. Ein kräftiger, wegen der steilen Küste nahezu kreisförmiger Regenbogen bildete sich, ein weiterer blasser Bogen erschien um ihn herum.



Naturschauspiele am Kap

Als der Regen vorüber war, begann die Sonne endgültig, unterzugehen. Das Farbenspiel war einmalig. Nachdem die letzten Sonnenstrahlen über den Horizont gekrochen waren, wurde es schlagartig ziemlich kühl, was uns aus unserer Sprachlosigkeit riss. Schnell machten wir uns auf den Weg zum Parkplatz und fuhren in der Dunkelheit zurück nach Paihia.


Abschied nehmen

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen. Natürlich nicht nur von Paihia, sondern auch von unseren Freunden und Gastgebern Moritz und Anny. Außerdem läutete die Fahrt in Richtung Auckland nun das Ende unserer Nordinseltour sowie Birtes Aufenthaltes in Neuseeland ein. Mit gemischten Gefühlen beluden wir Plum und machten uns auf den Weg.

Eine Mission hatten wir allerdings noch. Nachdem Kathi und Helge schon einmal vergeblich die Hundertwasser-Toiletten von Kawakawa gesucht hatten, packte uns alle der Ehrgeiz diese in dem kleinen Ort 50 Kilometer südlich von Paihia zu finden. Auch diesmal war der erste Versuch fruchtlos. Aber da wir ohnehin tanken mussten, nutzten wir die Gelgenheit, sich bei der einheimischen Kassiererin zu erkundigen. Und siehe da: Die bunten Klos gibt´s tatsächlich. Nach einem kurzen Besuch ging es dann aber endgültig heim in die Atkinson Road in Titirangi.



Hundertwasser-Toiletten von Kawakawa

Am nächsten Tag brachte Helge seine Schwester zum Flughafen in Auckland. Birte, die an stressige Flughäfen à la Heathrow und Frankfurt gewöhnt ist, war wohl recht froh, dass der Flughafen Aucklands im Verhältnis provinziellen Charakter besitzt. Nach einem kurzen traurigen Abschied verschwand sie winkend hinter den Check-In-Schaltern. Lächerliche 29 Stunden Flug später ist sie dann sicher und gesund in Good Old Germany gelandet.

Donnerstag, 9. Mai 2013

Abstecher in den Norden

Blick auf Coromandel Town

Am Samstag brachen wir früh in Whitianga auf, denn vor uns lag unsere längste Etappe der Nordinselreise. Von Whitianga ging es über den Norden Coromandels an der Westküste der Halbinsel entlang Richtung Auckland. Auf unserer Fahrt ließen wir es uns dennoch nicht nehmen, zu versuchen, die Schönheit Coromandels per Foto festzuhalten.



Aussicht südlich von Coromandel Town

Unseren ersten Zwischenstopp legten wir an einem Aussichtspunkt ein, von dem man einen atemberaubenden Blick auf Coromandel Town und die vorgelagerten Inseln an der Küste des Ortes hatte. Zusätzlich zu der Landschaft boten aufziehende Wolken einen spektakulären Anblick. Nachdem wir in Coromandel Town kurz den Reifendruck haben checken lassen, ging es weiter Richtung Süden. Schon der erste große Hügel lud wieder zum Verweilen ein.

Entlang der Küste fuhren wir weiter bis nach Thames. In dem verhältnismäßig großen Ort legten wir eine Mittagspause ein, hielten uns aber nicht allzu lange auf, und fuhren weiter. Über Auckland und Whangarei ging unsere Reise in den hohen Norden der Nordinsel. Passenderweise wird die Gegend "Northland" genannt. Unser Ziel: Paihia. Ein kleines Örtchen in der Bay of Islands, in der uns Moritz und Anny empfingen, die noch immer gemeinsam das schöne Hostel "Cap´n Bob´s" führten. Die beiden empfingen uns absolut herzlich mit einem schönen Abendessen. Und bei einem geselligen Abend mit Gesellschaftsspielen ließen wir den langen Reisetag ausklingen.

Montag, 6. Mai 2013

Coromandel Peninsula, Whitianga


Der Wetterbericht hatte für diesen Tag die letzten Sonnenstrahlen vor einer längeren Regenperiode vorausgesagt. Um dies zu  nutzen, entschieden wir uns auf halbem Weg hoch nach Whitianga dazu, einen kleinen Abstecher zur Karangahake Gorge (einer Schlucht) zu machen. Dort konnten wir uns zwischen einigen zur Auswahl stehenden "Adventure-Walks" entscheiden, die durch ehemalige Goldgräberstätten führten. Der Wanderweg, für den wir uns letztendlich entschieden hatten, führte uns nicht nur durch die schön anzuschauende Natur der Karangahake Schlucht, sondern auch durch einen 1 km langen Tunnel, der äußerst spärlich beleuchtet war. Von der Decke tropfte es immer wieder auf uns hinab und das kleine Licht am Ende des Tunnel schien einfach nich näher rücken zu wollen. Ein bisschen mulmig zumute wurde es Birte und Kathi immer dann, wenn wir einen der immer wieder auftauchenden dunklen Löcher an der Seite des Tunnels passierten. Man kann ja nie wissen, was sich dort so alles verbirgt! Um nach dem etwa einstündigen Walk wieder zurück zu unserem Auto zu gelangen, mussten wir eine herrlich schaukelnde Hängebrücke überwinden - "herrlich" zumindest aus Kathis Perspektive, nicht so sehr aus Helges!

Karangahake Gorge

Zurück im Auto fuhren wir, abgesehen von einem kurzen Stop in Tairua, auf direktem Weg nach Whitianga, um dort unsere Zimmer zu beziehen und gegen fünf Uhr nachmittags zu einem weiteren großen Highlight unserer Reise aufzubrechen. Diese besondere Unternehmung war - im Gegensatz zu den Vorherigen - jedoch völlig kostenlos! Unser Ziel für den Abend war der Hot Water Beach, der nach ungefähr einer halben Stunde Fahrt von Whitianga aus zu erreichen ist. Ausgerüstet mit Schaufel und Eimer näherten wir uns dem Strand. Während die Sonne so langsam unterging, bot sich uns ein toller Blick auf den Strand. Es wäre schon fast romantisch gewesen, hätten sich nicht Massen von anderen Menschen für die selbe Abendaktivität entschieden.


Hängebrücke und Ruine einer Goldschürfer-Fabrik am Wanderweg

Hot Water Beach

Wir alle kamen mit dem gleichen Ziel zu dieser bestimmten Zeit an diesen Strand. Nur bei Ebbe ist es am Hot Water Beach möglich, Löcher in den Strand zu graben, in dem sich nach kurzer Zeit aufgrund der besonders starken Erdwärme kurz unter Oberfläche in diesem vulkanischen Gebiet das Wasser so stark erhitzt, dass man dort wie in einer Badewanne voll warmen Wassers planschen kann. Der Bereich, in dem dies nach nur einem Meter Graben möglich ist, ist jedoch äußerst begrenzt, sodass sich mehr als 60 Menschen auf engstem Raum drängten und eine Art Wettkampf um die besten Plätze entstand.

Sonnenuntergang am Hot Water Beach

Leider waren die Wellen besonders hoch und auch bei Ebbe kamen sie so weit hoch, dass sie all die neu gebauten Pools immer wieder zerstörten. Dies führte nicht nur zu allerhand Frustration, sondern - kaum zu glauben - auch zu plötzlich auftretendem Teamgeist. Die Zahl der verbliebenen Gräber reduzierte sich zwar stark, doch diejenigen, die blieben, arbeiteten zusammen an einem großen Projekt. Menschen aus den verschiedensten Ländern gruben was das Zeug hielt und zitterten gemeinsam, wenn die nächste Welle wieder gefährlich nah kam. Auch wenn die Wellen letztendlich die Oberhand behielten und unser neugewonnenes gemeinsames Engagement nicht mit einer gemütlichen Zeit im selbstgebauten Pool belohnten, war es doch ein tolles Erlebnis. Diese starke Wärme so nah unter Oberfläche beim Graben zu spüren, war ebenfalls sehr beeindruckend!
Voller Sand und mit einigen Blasen an den Händen vom Graben kehrten wir in unser Hostel zurück und machten uns einen schönen Abend mit Wein/Bier und leckerem selbstgekochtem Essen.

Strand von Whitianga

Cathedral Cove bei schönem Wetter und ein einsamer Strand

Am Freitagmorgen brachen wir nach einem ausgiebigem Frühstück von Whitianga aus auf, um Birte die Cathedral Cove zu zeigen - eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Coromandels. Als Kathi und Helge zu Beginn ihres Aufenthaltes dem bekannten Loch im Felsen einen Besuch abgestattet hatten, ist das Wetter wirklich mies gewesen, heute aber brach die Sonne durch die Wolkendecke und die Coromandel-Halbinsel präsentierte sich von ihrer schönsten Seite.

Bilder von der Cathedral Cove

Außerdem trieb die Flut das Wasser bis an die Eingänge der Höhle, so dass man sich sputen musste, um trockenen Fußes wieder unter dem Felsbogen heraus zu kommen. Nach dem Schießen obligatorischer Touristenfotos machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Parkplatz. Der insgesamt eineinhalbstündige Walkway führte nun durch dichten Wald, statt wie auf dem Rückweg entlang der ebenso sehenswerten Küste. Im nahe gelegenen Hahei blieben unsere Mägen leer und dennoch musste Helge etwas verdauen: Sein seit dem ersten Besuch in Hahei geliebtes Café mit dem besten Seafood Chowder, das er je hat kosten dürfen, gab es nicht mehr.

Also fuhren wir direkt zurück nach Whitianga, stärkten uns mit Fish and Chips oder Salat und hofften, dass das Wetter halten würde. Denn nun ging es in Richtung Norden, wir bogen in Te Rerenga ab und hielten in Whangapoua, einem winzigen Örtchen, in einer Sackgasse. Von hier aus ging es zu unserem Ziel, dem New Chums Beach, nur noch zu Fuß. Obwohl der Strand zu einem der 20 schönsten Strände der Welt gewählt worden ist, ist das eigentlich interessante die Wanderung dorthin. Zunächst mussten wir einen Fluss überqueren. Brücken sind was für Weicheier (und existieren an dieser Stelle auch nicht), weswegen wir mit einem kräftigen Satz über den Bachlauf sprangen. Das gelang zwei Dritteln von uns auch ausgezeichnet. Darauf folgte ein etwa 15-minütiger Balanceakt über wackelige Felsen und kleinere Steine, mit denen der Küstenabschnitt vor uns übersät war. Ein kleiner Pfad führte nun durch wildbewachsenes Busch-Gelände. An einer Stelle war der Pfad so steil, dass man sich nur mit einer netterweise gespannten Leine empor ziehen konnte. Und plötzlich war er da: Der Ausblick auf einen der schönsten Strände der Welt.



New Chums Beach: "Getting there is half the experience" stand auf einem der Schilder am Parkplatz

Naja, unfassbar ins Schwärmen sind wir nicht geraten. Ein paar schöne Fotos auf dem einsamen Strand in der Wainuiototo Bay später, machten wir uns wieder auf den spannenden Rückweg. Mit der Ankunft an unserem Auto setzte schließlich das angekündigte Unwetter ein. Uns konnte es egal sein. Nach einem super Urlaubstag mit schönem Wetter und wunderbarer Naturerlebnisse verbrachten wir den Abend ganz gemütlich im Hostel, während draußen die Welt unterzugehen schien.


Sonntag, 5. Mai 2013

Tauranga

Blick vom Mount Maunganui auf White Island, eine Insel, die aus einem aktiven Vulkan besteht. Momentan kann man die Insel nur mit Gasmaske betreten. Sie liegt am Ende eines Vulkangürtels, der sich vom Tongariro-Nationalpark über Taupo und Rotorua, einer Region mit vielen heißen Quellen und Schwefelsümpfen, und Tauranga mit dem Maunganui bis hinaus auf den Pazifik erstreckt.

Am Donnerstag fuhren wir von Rotorua aus weiter. Wir umrundeten den Lake Rotorua und nahmen dann direkt Kurs auf Tauranga. Die für neuseeländische Verhältnisse große Stadt (101.000 Einwohner) liegt in der Bay of Plenty, also an der Ostküste der Nordinsel. Die Region ist unter anderem für ihr mildes Klima bekannt, und als wir Tauranga erreichten, klarte der Himmel auf und die Sonne ließ sich blicken. Wir beschlossen, nicht viel Zeit zu verlieren und fuhren zum Mount Maunganui, einem erloschenen Vulkan, wegen dem wir überhaupt nach Tauranga gereist waren. Von der Spitze des Hügels sollte man einen schönen Blick auf die Stadt und die Küstenregion haben.

Links: Die Matakana-Insel begrenzt den Naturhafen von Tauranga, Mitte: dramatische Ausleuchtung der White Island, rechts: endlich am Gipfel

Bei drückender Schwüle, die bereits das nächste Unwetter erahnen ließ, begannen wir, den grasbewachsenen Hügel zu erklimmen. Ein Pfad führte vorbei an Schafen und einigen schönen Plätzen mit guter Aussicht hinauf auf den Gipfel. Und tatsächlich war uns nicht zu viel versprochen worden. Unsere Mühen hatten sich wieder einmal gelohnt, der Ausblick war kaum zu toppen.



Aussicht vom Gipfel des Mount Maunganui

Überhaupt hatten wir den Eindruck, dass es sich in Tauranga gut leben ließe. Die moderne Stadt ist landschaftlich ideal gelegen und wirkt nicht so verschlafen wie die meisten anderen Orte in Neuseeland. Zurück auf Meeresniveau stärkten wir uns zunächst in einem Restaurant - Helge verdrückte hier ungefähr zum zehnten Mal auf der Reise Fish´n´Chips. Danach bummelten wir noch ein wenig durch die Einkaufsstraße.

Als wir uns auf den Weg zu unserer nächsten Unterkunft machten, hatte erneut der Regen eingesetzt. Wir waren aber ohnehin zufrieden mit dem, was wir unternommen hatten, und freuten uns auf einen ruhigen Abend mit gutem selbstgemachten Essen. Das "Hostel", das wir ansteuerten lag in der Nähe von Katikati, am Südzipfel der Coromandel-Halbinsel, und bestand aus einer besseren Hütte, die sich im Garten eines Wohnhauses (dem Haus der Hostel-Betreiber) befand. Während der Regen auf das Holzdach prasselte und wir die sich blicken lassenden Kakerlaken jagten, fühlten wir uns stark an Camping-Urlaub erinnert. Wir waren auf jeden Fall nicht unglücklich, als wir am nächsten Morgen in Richtung Coromandel Peninsula aufbrachen.

Samstag, 4. Mai 2013

Rotorua: Trend-Sportart vs. Maori-Traditionen

Am Tag darauf fuhren wir auf dem Thermal Explorer Highway in das nahe gelegene Rotorua. Dabei machten wir einen kurzen Abstecher zu den Wairakei Thermal Terraces. Beim Örtchen Wairakei tritt heißes Wasser aus der Erde, welches Siliziumoxid (Kieselsäure) enthält. Durch Ablagerung dieses Stoffes haben sich terrassenförmige Hänge gebildet, an denen das heiße Wasser herabfließt. Überall dampft und zischt es - und es riecht sehr gewöhnungsbedürftig nach Schwefel.

Um diese natürlichen Quellen haben findige Neuseeländer eine Therme gebaut und die spektakulären Terrassen für ein Eintrittsgeld zugänglich gemacht. Der etwa 45-minütige Spaziergang führte uns an einem Geysir und den Terrassen vorbei und war, da das Wetter einigermaßen hielt, eine schöne Unternehmung.

Wairakei Terraces: Auf dem rechten Bild kann man mit viel Fantasie den Geysir erkennen.


Zurück im Auto begann aber der Regen, den uns die Vorhersagen angekündigt hatten. Es schüttete wie aus Eimern und sollte auch den ganzen Tag lang nicht mehr aufhören. Natürlich ließen wir uns davon nicht die Laune verderben, und Birte hatte eine gute Idee, wie sie das beste aus diesem Tag machen konnte.

In einem Dorf nördlich von Rotorua kann eine Freizeitbeschäftigung der ausgefallenen Art ausgeübt werden: das Zorbing. Die Grundidee ist simpel. Man konstruiere einen riesigen Plastikball, lasse waghalsige Touristen über eine "Schleuse" hineinhüpfen und stieße sie steile Hänge hinab. Die Varianten "Zickzack", "freier Fall" und "Geradeaus mit Überschlag" wurden angeboten, und Birte ließ es sich nicht nehmen jede der Optionen auszuprobieren. Ein Riesenspaß für sie - und auch für Kathi und Helge, die aus einiger Entfernung zusahen und Fotos schossen, ein Spektakel.

Nach diesem aufregenden Programm zog es uns zu unserem in einem Hostel gebuchten Zimmer. Während Birte und Kathi nur kurz zwischenstoppten und einen Spa-Pool in Rotorua zum Entspannen nutzten, haute sich Helge im Hostel aufs Ohr.

Frisch und ausgeruht liefen wir gegen 18 Uhr durch den Regen zu einem Gebäude, von dem aus uns ein Bus zum Highlight unseres Rororua-Aufenthaltes bringen würde. Ein freundlicher alter Maori namens Dennis war unser Busfahrer und bereitete uns während der Fahrt auf unseren Besuch in Tamaki vor. Tamaki ist ein nachgebautes Marae (Dorf), in dem die Tamaki-Familie versucht, Reisenden aus aller Welt die Kultur der Maori an einem Abend näher zu bringen.

Nachdem sich die Chefs der "Touristen-Clans" und der Tamaki-Clans mit dem Aneinanderreiben der Nasen begrüßt hatten, wurde man in Kleingruppen durchs Dorf geführt, in dem Handwerk, Tanz und Kriegspraktiken der Maori erläutert wurden. Natürlich mussten dabei auch die Besucher den Kopf hinhalten und Helge wurde gleich dreimal um eine Teilahme gebeten, während Birte (zweimal) und Kathi (einmal) noch glimpflich davongekommen waren. So entstanden auch absolut lächerliche Bilder von Helge beim Haka und Kathi und Birte beim Tanz der Maori-Frauen.



Tamaki Maori Village, rechts: Bergung unseres unterirdisch gegarten Essens

Nach der Pflicht kam die Kür: In einer Halle mit Bühne führten die Tamakis nun traditionelle Tänze vor und sangen Lieder in der Sprache der Maori. Da die Maori, wie viele Naturvölker, keine Schrift kannten, wurden sämtliche Sagen per Gesang weitergegeben.

Am Ende unseres Aufenthaltes wartete ein Festessen auf uns. Die traditionelle Art des Garens wird Hangi genannt. Dabei werden die zu kochenden Zutaten mit schwelenden Kohlen unter der Erde vergraben und über einen langen Zeitraum gegart. So erhalten die Speisen einen rauchigen Beigeschmack. Das Essen war unglaublich gut, und als uns Dennis nach drei Stunden wieder zurück nach Rotorua fuhr, kamen wir noch in den Genuss seiner Interpretationen von Stadionliedern und modernen Songs - kombiniert mit einem interessanten Fahrstil.

Samstag, 27. April 2013

Wai-O-Tapu



Für den Vormittag unseres ersten Tags in Taupo sagte die Wettervorhersage, dass es lediglich sehr bewölkt sein und der Regen erst gegen Nachmittag einsetzen sollte. Da es auch den darauffolgenden Tag über regnen sollte, entschlossen wir uns spontan dazu, den trockenen Vormittag zu nutzen und uns die brodelnden Schwefeltümpel von Wai-o-tapu, einem der vielen rund um Rotorua verstreuten "Thermal Wonderlands", anzuschauen. Das Wetter schien geradezu perfekt, als wir an den Kratern vorbeischlenderten. Die grauen, dicken Wolken am Himmel gaben der vulkanischen Landschaft etwas Mystisches. Da Kathi ja bereits vor 6 Jahren Rotorua einen Besuch abgestattet hatte, konnte für sie auch die Geruchskulisse die Schönheit dieses Naturphänomen nicht dämpfen. Es erinnerte sie fast ein wenig an ihr Zuhause in Bültum mit den netten vierbeinigen Nachbarn. Was Birte und Helge anging, dauert es eine Weile, bis sie sich an den durchdringenden Geruch nach faulen Eiern (aufsteigender Schwefelduft) gewöhnt hatten.

Schwefeldampf steigt aus der Kraterlandschaft Wai-O-Tapus auf.

Als wir uns auf den etwa zweistündigen Spaziergang durch die Kraterlandschaft machten, beeindruckten uns neben den vielen Kratern voller kochendem Wasser vor allem auch die Farben der Tümpel und Pflanzen rund herum. Neben dem Organge einiger Sträucher und den tiefen Rottönen in den Schwefelbecken, erstaunte uns vor allem ein knallgrüner Tümpel gegen Ende unseres Spaziergangs, dessen Farbe man eher einem Chemieunfall als natürlichen Prozessen zuordnen würde. Der von allen Seiten aufsteigende Dampf löste bei uns allen das Gefühl aus, in einen Kochtopf gefallen zu sein.



Der Schwefel hinterlässt an Büschen, Felsen und in Seen seine Spuren.

Nach einem ausgedehnten, etwa dreistündigen Spaziergang durch die Kraterlandschaft statteten wir den so genannten Schlamm-Pools noch einen Besuch ab. Aufsteigende Gase lassen hier ein riesiges, natürliches, mit Schlamm gefülltes Becken brodeln. Der einsetzende Regen verkürzte unseren hiesigen Aufenthalt ein wenig, und wir fuhren mit tollen Eindrücken im Kopf und schönen Fotos in der Tasche zurück in Richtung Taupo.



Huka Falls

Neben seinem großen See bietet Taupo eine weitere Natur-Attraktion; die Huka Falls. "Huka" bedeutet Schaum in der Sprache der Maori. Und der 5 Minuten nördlich vom Ortszentrum gelegene Schaum-Wasserfall hat es in sich! Jede Sekunde werden 200 000 Liter Wasser des Waikato Rivers durch einen etwa 10 Meter breiten natürlichen Kanal gepresst und stürzen neun Meter in die Tiefe. Durch diese gewaltige Prozedur nimmt das Wasser viel Sauerstoff auf, was das sonst klare Nass wie Schaum erscheinen lässt. Die Strömung oberhalb des Wasserfalls ist so stark, dass weder Aale noch Forellen der Strömung entgegen in den Lake Taupo schwimmen können. Dass der See fürs Forellen-Fischen bekannt ist, liegt also an der helfenden Hand des Menschen.










Die Huka Falls bei Taupo aus verschiedenen Perspektiven

Mittwoch, 24. April 2013

National Park Village




Mount Ngauruhoe im Tongariro National Park

Den Ort „National Park“, der etwa so aussieht, wie sein Name klingt, hatten wir vor allem deshalb als Etappenziel auserkoren, weil Birte hier die Chance bekommen sollte, das berühmte Tongariro Crossing zu wandern. Als wir am Samstag den Wetterbericht studierten, stellten wir fest, dass dies wohl am besten am kommenden Tag funktionieren würde. Also beschlossen wir, eine 2-stündige Wanderung von Whakapapa, das am Fuße des Mount Ruhaehu liegt, zu unternehmen.

Landschaft bei den Taranaki Falls

Der schmale Pfad führte uns durch die spärlich bewachsene Vulkanlandschaft hinein in dichten Busch. Entlang eines kleinen Flusses liefen wir stromaufwärts bis wir am Taranaki-Wasserfall ankamen, wo wir Rast machten. Von dort aus wand sich der Weg einen Hang hinauf, so dass wir von oben auf den Wasserfall herunterblicken konnten und trotz der starken Bewölkung einen wunderbaren Blick auf die Mondlandschaft des Nationalparks hatten.

Taranaki Falls, Umgebung oberhalb des Wasserfalls

Mit Blick auf die körperlichen Herausforderungen des nächsten Tages standen keine sportlichen Betätigungen mehr auf dem Programm und wir verschwanden früh im Bett, da es eine kurze Nacht werden sollte.

Der Lohn harter Arbeit ist der Ausblick

Der heutige Sonntag war ein Glückstag für uns, denn der Wettergott machte zwischen zwei bewölkten Tagen eine Ausnahme und bescherte Birte auf dem Tongariro und Kathi und Helge auf einer Radtour beste Aussicht und angenehme Temperaturen.

Als Birte frühmorgens das Hostel-Zimmer verließ, um den Bus zum Tongariro zu nehmen, entschlossen sich Kathi und Helge dazu, ebenfalls keine Zeit zu vergeuden und machten sich rasch auf den Weg zum im National Park Village gelegenen Fahrradverleih. Dort empfing die beiden ein betont lässiger Mann (Ende 30, Rasta-Locken, ungewöhnliche Anzahl von Zähnen im Mund), der sie mit Mountain Bikes und Helmen ausstattete. Das Ziel war, den Fishers Track, einen Pfad, der durch hügeliges Terrain führte, mit wunderschöner Aussicht auf die Natur ringsum. Gleich zu Beginn machten Kathi und Helge jedoch den Fehler einem riesigen Schild am Wegesrand zu folgen, das einen Wasserfall versprach. Nach 45 Minuten Wanderung in eine Richtung machten sie wieder kehrt, da mit dem Rasta-Mann vereinbart worden war, in zweieinhalb Stunden am Ende des Tracks zu sein, so dass er Räder und Fahrer in seinem Jeep verstauen und zurück nach National Park fahren konnte.

Kathi auf dem Fishers Track, Blick auf Mount Ruhapehu, den größten Berg der Nordinsel

Als die beiden sich wieder auf dem Track befanden, hieß es also strampeln, was das Zeug hält. Die atemberaubende Schönheit der Natur um sie herum, zwang sie dennoch zu etlichen Foto-Stopps. Und als sie sich auf den letzten Kilometern befanden, sahen sie schon den rettenden Jeep auf der staubigen Piste auf sich zu fahren.

Die Fahrt nach National Village war auch ein Erlebnis für sich. Der Typ vom Fahrradverleih war sehr redselig und erzählte uns unter anderem, dass er mit Pfeil und Bogen Wildscheine jagt und im Winter jede Nacht Pistenraupe auf dem Mount Ruhapehu fährt. Als wir in ein kleines Dorf kamen, hielt er plötzlich an und ließ mit den Worten „Ich zeig´ euch mal was!“ die Fensterscheibe herunter. Was er dann tat, erstaunte Kathi und Helge sehr, denn er stieß ein etwa fünfsekündiges kehliges Gurgeln aus. Noch verrückter war, dass wenige Sekunden später die Antwort eines Hirsches folgte. Des Rätsels Lösung: Ein ehemaliger Chef unseres Fahrers besitzt neben Schafen und Kühen auch ein Hirsch-Pärchen, das nun in seinem abgezäunten Garten sein Unwesen treibt.

Im nächsten Moment fanden sich Kathi und Helge sich auf der Terrasse des abwesend seienden Freundes unseres Fahrers wieder und bestaunten den Hirsch aus der Nähe. Sie waren enorm froh, dass ein Zaun sowie drei Meter Höhenunterschied sie von dem Tier trennten, denn der Hirsch war offenbar in Angriffslaune.

Birtes Vulkanwanderung

Bereits vor einigen Monaten habe ich auf Kathis und Helges Reiseblog ihren Bericht über das Tongariro Crossing gelesen, die Fotos bestaunt und beschlossen, es ihnen gleich zu zun. Dies ließ sich auch ganz gut in unsere Zentral-Nordinsel-Tour einplanen, da sich der Tongariro National Park tatsächlich mitten in der Insel befindet. Es verwunderte mich nur ein wenig, dass Helge und Kathi mir die circa 6-stündige Wanderung zwar empfahlen, aber nicht noch ein weiteres Mal den Berg für eine gute Aussicht besteigen wollten.
Also stand ich am 14. April alleine um 6 Uhr morgens auf, um mit dem Shuttle, der direkt am Hostel mit etwa 15 anderen abenteuerlustigen Touristen startete, zum Parkplatz im Tongariro National Park zu fahren, von wo aus der Trip losgehen sollte. Von Beginn an war ich trotz Helges und Kathis Abwesenheit nicht einsam: Ich habe jetzt wohl einen 42-jährigen thailändischen Wanderkameraden namens „Sunshine“.
Es ging für ungefähr 1 ½ Stunden noch relativ flach über einen schmalen Wanderweg durch Vulkanlandschaft, immer begleitet von thailändischer Weisheit übers Wandern. Denn dieses ist mit Meditation gleichzusetzen, soweit ich dem schwer zu verstehendem „Thainglisch“ entnehmen konnte.
Am Vortag bereitete uns das Wetter noch Sorgen, nun schlich sich die strahlende Sonne aber hinter dem Tongariro hervor und wurde sofort von meiner Kamera festgehalten. Leider übersah ich durch meine Sonnenbrille den einen oder anderen Stein, sodass ich mich schnell auch auf den Weg vor meinen  Füßen konzentrierte, anstatt nur die Berge zu bewundern. Wirklich beeindruckend sah nämlich der „Schicksalsberg“ (bekannt aus „Herr der Ringe“, eigentlich „Ngauruhoe“) aus.
Bald hatte ich den sogenannten „Devil´s Staircase“ erreicht, von dem Helge nicht allzu positiv berichtete. Je näher die Wanderung rückte, hatte mir Kathi in den letzten Tagen immer wieder versichert, dass ich das Crossing auf jeden Fall schaffen würde und fit genug dafür sei. Mit „Sunshine“ an meiner Seite meditierte ich mich also den steilen Berg hinauf: 1. Stufe einatmen, 2. Stufe ausatmen...
Oben angekommen, saßen schon einige meiner Vorgänger auf einer langen Mauer und rasteten. Auch wir setzten uns kurz hin, verschnauften und tranken unglaublich wohltuendes Wasser. Allerdings war uns nicht danach, etwas zu essen, sodass wir zügig wieder aufbrachen. Es ging noch ein wenig steil bergauf, wobei man teilweise eher klettern als wandern musste, bis wir den Rand des Kraters des mittlerweile erloschenen Vulkans erreichten. Der Wind blies dort oben heftig, sodass ich mich schnell in Fleece- und Regenjacke einpackte, da die teuflischen Stufen mich vielleicht etwas ins Schwitzen gebracht hatten.
Die Überquerung des flachen, windstillen Kraters war eine angenehme Abwechslung. Das Aufregendste hierbei war die Geschichte meines thailändischen Freundes über seine Begegnung mit einem Tiger beim Wandern in seinem Heimatland. Doch sehr bald ging es weitere steile Meter über Steingeröll hinauf und noch bevor ich realisierte, dass ich oben angekommen war, wurde ich buchstäblich umgehauen. Wobei ich bis heute nicht weiß, ob das dem starken Wind, der über den Rand des Kraters fegte, zuverschulden ist oder dem wahnsinnig schönen Ausblick auf den „Red Crater“.
Nachdem „Sunshine“ und ich genügend Fotos geschossen hatten (und das festzustellen ist wirklich schwer), warfen wir einen Blick auf den noch vor uns liegenden Weg. Hier auf der anderen Seite des Kraters lagen zwei kleine, vom Schwefel grünlich-schillernde und herrlich nach faulen Eiern stinkende Seen. An ihnen vorbei führte ein Wanderpfad bis zum Horizont, wo man seinen Augen kaum trauen konnte: Dort glitzerte, quasi auf einem Berg gelegen und von Wolken umgeben (wir befanden uns immerhin auf einer Höhe von 1.978 Metern) ein weiterer, viel größerer See in der Sonne. Obwohl der Ausblick einfach herrlich war, zitterten mir die Knie bei dem Gedanken, dort hinaufzugehen. Erschöpft schaute ich in das faltige, unermüdlich lachende Gesicht von „Sunshine“, der mir versicherte, dass wir dort hingehen müssten. Ich versuchte, mich an die Beschreibung von Helge und Kathi zu erinnern. Denn einige Wanderer gingen weiter, die meisten aber stiegen nur den Krater zu den grünen Seen hinab und blieben dort.
Wir beschlossen, bei den grünen Seen Rast zu machen und auf „Sunshine´s“ Freunde zu warten (Ja, er war tatsächlich nicht alleine unterwegs). Während wir dort so saßen und ich zwei Deutsche unabhängig voneinander dabei beobachten durfte, wie sie ihre teuren Digitalkameras fallen ließen und damit stark beschädigten, traf ich für mich die Entscheidung, wennauch begleitet von dem Gefühl aufzugeben, wieder umzukehren. Eigentlich ist das Tongariro Crossing so angelegt, dass man irgendwo hinter dem großen See von dem Shuttlebus wieder abgeholt wird, was zurzeit aufgrund wieder eingetretener Vulkanaktivität jedoch nicht möglich ist. (Wie Helge und Kathi mir später erzählten, waren auch sie nicht weiter als bis zu dieser Stelle gegangen.)
Da „Sunshine´s“ Freunde noch nicht wieder aufgetaucht waren und er auf sie warten wollte, trennten sich hier unsere Wege. Ich bedankte mich bei ihm für seine Unterstützung – vor allem bei den Stufen – und quälte mich wieder den steilen Kraterrand hinauf. Dies wurde durch die kleinen, losen Steine, die sofort nachgaben und herabrutschten, wenn man auf sie trat, noch zusätzlich erschwert.
Der Rückweg war ansonsten relativ unspektakulär, ich war erschöpft, merkte, dass ich mir das Gesicht verbrannt hatte und wünschte mir die Möglichkeit herbei, per Paragliding den Berg gemütlich herunter zu segeln. Während der letzten Stunde – und dem wahrscheinlich langweiligsten Part durch flaches, verdörrtes Gelände – traf ich auf E.T. Also gegen diese Asiaten sind wir Europäer wirklich langweilig mit unseren Spitznamen! Der nette Anästhesist aus Malaysia war eine angenehme Begleitung bis zum Ende dieser spannenden, wirklichen empfehlenswerten Vulkanwanderung. Wiederholen tun diese aber wahrscheinlich nur Verrückte.
Birte


Zurück in National Park machten sich Kathi und Helge auf den Weg zum Mount Ruhapehu, um diesen sonnigen Tag voll auszukosten. Sie buchten eine Skiliftfahrt hinauf zum „höchstgelegenen Café Neuseelands“, das mitten im größten Skigebiet des Landes thronte. Leider zogen während der Liftfahrt aber Nebel und Wolken auf, die ihnen die Sicht nahmen, außerdem wurde es empfindlich kalt. Nach einem wärmenden Kaffee fuhren sie wieder hinab ins Tal, wo sie auf Birtes Rückkehr warteten.

Ausblick aus dem Skilift, der rauchende Tongariro, Forellen-Fischer am Lake Taupo

Kaum angekommen, musste sich die Arme auch gleich wieder ins Auto schwingen. Los ging es nach Taupo am gleichnamigen See, der der größte Neuseelands ist. Während die Sonne allmählich hinterm Horizont versank, boten sich uns spektakuläre Aussichten über den See hinweg in Richtung Tongariro National Park, den wir jetzt von Norden her bewundern konnten.