5. Etappe: Dunedin
Am Morgen des 9. Februar führte uns unser Weg über den State Highway 1 in Richtung Süden. In Timaru machten wir einen kleinen Umweg durch eine Straße mit historischen Häusern. Die kleine Stadt ist bekannt für ihre hübschen Sandstein-Bauten. Weiter ging es nach Oamaru, wo wir eine Pause einlegten.Oamaru ist vor allem für seine Zwergpinguin-Kolonie bekannt. Als wir in den kleinen Hafen einbogen, warnten uns verschiedene Schilder davor, Mitglieder dieser Spezies zu überfahren. Wir hätten jede Menge Geld investieren müssen, um uns Einlass zur Kolonie zu verschaffen (außerdem kann man die Pinguine meist nur abends oder früh morgens beobachten), weshalb wir uns wieder ins Auto schwangen und bei Sonnenschein zu unserem nächsten Ziel aufbrachen.
Bei Moeraki folgten wir den Straßenschildern in das kleine, malerische Fischerdorf. Auf Tipp von Arne hin, bei dem wir zwei Nächte in Wellington verbracht hatten, hatten wir einen Tisch bei "Fleur´s Place" gebucht. Es handelt sich dabei um ein bekanntes Fischrestaurant mit exquisiter Küche und äußerst erschwinglichen Preisen. Dort angekommen, bestellten wir einen Fisch des Tages für 2 Personen - frisch aus dem Hafen. Das Essen war einfach köstlich!
Hinterher machten wir einen "Verdauungsspaziergang" entlang der Küste. Während wir gegessen hatten, war das Wetter allerdings ein wenig umgeschlagen. Dichter Nebel war aufgezogen. Als wir wieder zurück waren, steigen wir ins Auto und besichtigten die Moeraki Boulders. Bei ihnen handelt es sich um vor 60 Millionen Jahren entstandene, kugelförmige Felsen aus Kalksalzstein, die durch eine Anhebung des Seebodens an den Strand bei Moeraki befördert worden waren.
Helge und Kathi bei den Moeraki Boulders
Unsere letzte Teiletappe des Tages führte uns nach Dunedin, wo Kathi vor 6 Jahren bei einer Gastfamilie gelebt hatte. Dementsprechend aufgeregt war sie, als wir in die Einfahrt ebendieser Familie einbogen. Herzlich wurden wir von Lyn, ihrer ehemaligen Gastmutter, empfangen. Auch Jayne, bei der wir die letzten beiden Nächte verbracht hatten, war da sowie Johann, der aktuelle deutsche Austauschschüler.
Zwergpinguine bei ihrer Ankunft an Land. Hier auf der Otago-Halbinsel haben die schnellen und kamerascheuen Tiere ihre Brutstätten.
Nachdem wir uns - erneut mit einer Portion Fisch - gestärkt hatten, machten wir in der Abenddämmerung einen Ausflug auf die Otago Peninsula, um die hiesige Zwergpinguin-Population bei ihrer Ankunft an Land zu beobachten. Mit dabei waren Lindsey, ein Freund der Familie und ehemaliger Mathe-Lehrer Kathis, und Freunde von Lyn. Wir zahlten 10 Dollar Eintritt und brachten uns dann auf einer kleinen Plattform direkt am Strand in Position. Und tatsächlich: Kurz nachdem die Sonne am Horizont verschwunden war, ließen sich die ersten Pinguine blicken. Und die heißen nicht umsonst Zwergpinguine. Es sind die kleinsten Pinguine der Welt, die sich dort jeden Abend aus der See die Hänge der Halbinsel hinaufquälen. Dabei müssen sie vor allem aufpassen, nicht von Seehunden gefressen zu werden, und dazu nutzen sie eine besondere Taktik: Sie schwimmen in einem Dichten Schwarm aus mindestens 15 Pinguinen durchs Wasser, um den Eindruck zu erwecken etwas Großes, schwer Verdauliches zu sein und die Seehunde abzuschrecken.
The Catlins
Am nächsten Tag fuhren wir mit Lyn und Johann in die Catlins, eine Gegend südlich von Dunedin, die durch wunderschöne Landschaft und Einsamkeit besticht. Für gutes Wetter ist die, überwiegend von Nachfahren schottischer Siedler bewohnte, Region nicht bekannt. Und so waren wir überaus glücklich, dass es zwar bewölkt war, aber warm und ohne Regen blieb.
Leuchtturm am Nugget Point, die "Nuggets" (Mitte)
Wir fuhren auf direktem Wege zu einem Ort namens Kaka Point, von wo eine Schotterstraße hinauf zum "Nugget Point" führt. Der Aussichtspunkt verdankt seinen Namen einer Gruppe von Felsen (den Nuggets) vor der Steilküste. Ein Pfad windet sich vom Parkplatz hinauf zu einem Leuchtturm, von wo aus man einen wunderschönen Ausblick hat - und angeblich auch Wale sichten kann. Wir sahen nur Seelöwen, waren aber "dennoch" beeindruckt von der Landschaft.
Buschlandschaft in den Catlins, Purakaunui Falls, Matai Falls
Nach einem Picknick in Kaka Point fuhren wir tiefer hinein in die Catlins und stoppten bei einem bekannten Wasserfall namens Purakaunui Falls. Wir setzen unsere Wasserfall-Foto-Tour einige Kilometer entfernt fort. Es lockten die Matai Falls und der Horseshoe-Wasserfall. Von dort aus machten wir uns auf den Rückweg und hielten nur noch einmal. Und zwar bei Kühen der Gattung "Belted Galloway", die aussehen als würden sie einen dicken weißen Gürtel tragen: zum Wegschmeißen komisch!
"Streifen-Kühe" bei Balclutha
Die Könige der Lüfte und ein Spaziergang durch die Vergangenheit
Als wir am Montagmorgen von Kathis Sport-verrücktem Gastbruder Josh wegen eines Fußballspiels im Fernsehen früh morgens geweckt wurden, kamen wir aufgrund aufkommender Müdigkeit schnell zu der gemeinsamen Entscheidung, lange Autofahrten am heutigen Tag zu vermeiden und stattdessen die nähere Umgebung und die Stadt Dunedin selbst zu erkunden.
Nach einem ausgedehnten Fußball-Frühstück mit allerhand Diskussionen zwischen Josh und Helge über die Qualität der englischen und deutschen Fußball-Ligen machten wir uns zunächst auf den Weg zum Royal Albatross Centre, an der äußersten Spitze der Otage Peninsula. Die so genannten Nördlichen Königsalbatrosse haben sich an diesem Punkt der Otago Halbinsel aufgrund der starken Winde angesiedelt, die sie innerhalb weniger Momente hoch in die Lüfte tragen. 85% ihrer Lebenszeit verbringen diese Tiere draußen im oder über dem Meer. Um sich mit Nahrung wie beispielsweise Tintenfisch oder Quallen zu versorgen, sind Albatrossen sogar dazu in der Lage, einige Meter zu tauchen. Die ersten 7 Lebensjahre verbringen die Jungtiere ausschließlich auf See. Erst danach kehren sie zurück zu besonders nassen und windigen Punkten der Erde, um dort meist einen Partner auf Lebenszeit zu finden und jedes zweite Jahr ein Albatross-Küken aufzuziehen. Diese aus menschlicher Perspektive äußerst ungemütlichen Orte befinden sich fast ausschließlich auf abgelegenen Inseln. Die Spitze der Otage Peninsula, der Taiaroa Head, ist die einzige Albatross-Brutstelle auf dem Festland auf der ganzen Welt. Die Tiere beeindrucken die Besucher mit einer Flügelspannweite von über drei Metern, mit denen sie beinahe schwerelos durch die Lüfte gleiten. Während unser sehr begrenzten Besuchszeit hatten wir das Glück sowohl einige Albatrosse beobachten zu können, die ihre Küken bewachten, als auch einige Vögel, die sich im Anflug auf die Brutstätte befanden. Trotz des doch recht hohen Eintrittspreises hat sich dieser kleine Besuch bei den Albatrossen wirklich sehr gelohnt.
"Northern Royal"-Albatrosse am Taiaroa Head
Den Nachmittag verbrachten wir im Herzen Dunedins, schlenderten die Haupteinkaufsstraße, die George Street, bishin zum Octagon hinunter und kamen an sehr vielen Orten und Geschäften vorbei, die sehr viele Erinnerungen in Kathi hervorriefen. Natürlich ließen wir uns auch nicht den wunderschönen Bahnhof entgehen, der bei plötzlich herauskommender Sonne einen besonders guten Eindruck machte. Das Highlight des Tages (zumindest für Kathi) war jedoch, dass wir einen alten Freund von vor sechs Jahren zufällig auf der Straße trafen und sich beide tatsächlich wiedererkannten. Das war echt ein tolles Gefühl für Kathi, in einer Stadt, die sie sechs Jahre lang nicht besucht hat, immer noch bekannte Gesichter zu treffen.
Rathaus von Dunedin, Bahnhof von Innen und Außen
Gegen Abend rundeten wir unsere kleine Stadtführung mit einem Besuch am St. Kilda-Strand, einem der beiden Stadtstrände Dunedins, ab. Nach einem gemeinsamen Abendessen bei Lyn, machten sich Helge und Johann ein weiteres Mal auf den Weg, um die Gelbaugenpinguine am nahe gelegenen Sandfly-Beach zu beobachten.
St. Kilda Beach, Gelbaugenpinguin am Sandfly Beach, Blick auf Teile Dunedins bei Nacht
Gelbaugenpinguine sind eine bedrohte Tierart, die nur in Neuseeland und auf einigen kleinen Pazifik-Inseln vorkommt. Johann und Helge liefen eine riesige, steile Düne hinab und gelangten so an den Strand, an dem die Pinguine beobachtet werden können. Wenige Minuten später watschelte auch das erste Exemplar vom Meer in Richtung Dünen. Ganz anders als die kleinen Zwergpinguine haben es die Gelbaugenpinguine dabei nicht besonders eilig. Und sie kommen auch nicht in großen Gruppen angeschwommen, sondern offenbar einzeln. Bevor Dunkelheit über die beiden hereinbrach, sahen sie noch zwei weitere Pinguine und einen fetten Seelöwen, der mitten auf dem Strand schlief.
Besuch in der Schokoladenfabrik
Am nächsten Morgen besichtigten wir die Fabrik von Cadbury - dem den Markt beherrschenden Schokoladenhersteller in Dunedin. Diese Fabrik ist eine der wenigen, in denen regelmäßig Führungen für die Öffentlichkeit stattfinden, und die Sicherheitsvorkehrungen sind hoch. Nicht um Geheimrezepturen vor Spionage zu schützen, sondern da Touristen offensichtlich dafür bekannt sind, sämtlichen Schmuck, den sie an und bei sich tragen, sowie Kameras und Handys in Schokoladen-Tröge fallen zu lassen und die Produktion für etliche Stunden aufzuhalten. Dies war in unserem Fall allerdings gar nicht möglich, da die Herstellung der Oster-Schokoladen bereits abgehakt war und das einzige Produktionsband, das eigentlich hätte laufen müssen, defekt war (weiße Schokolade ergoss sich aus der Maschine etwa 4 Quadratmeter weit). Dennoch bekamen wir einige interessante Einblicke in die Prozesse der Fabrik - und staubten auch einige Süßigkeiten ab.
Riesiger Berg aus Schokoriegeln und alte Milchautos vor der Fabrik von Cadbury
Diese Kalorien trainierten wir allerdings nach unserem Mittagessen auf ganz elegante Art und Weise wieder ab. Wir fuhren hinaus zur Baldwin Street. Es handelt sich bei ihr um die steilste Straße der Welt. Als Dunedin, die älteste Stadt Neuseelands, von der britischen Obrigkeit am Reißbrett entworfen wurde, vergaß man offenbar die Topografie der Gegend in die Planung miteinzubeziehen. Wie auch immer: wir wanderten die steilste Straße der Welt tapfer hinauf und genossen den Ausblick auf Heerscharen mittelalter bis uralter europäischer Touristen, die keuchend zu Fuß den Gipfel erklommen.
Die steilste Straße der Welt: Wir fragen uns, ob es auch ein Hinweisschild an der flachsten Straße der Welt gibt.
Am Nachmittag trafen wir uns dann mit zwei von Kathis besten Freunden aus alten Dunedin-Zeiten. Mit Jessica und Helen tranken wir Kaffee und es wurde angeregt über damals geplaudert (das hört sich jetzt an, als wären wir auch aus den Bussen an der Baldwin Street gefallen). Zurück bei Lyn genossen wir den letzten Abend in Dunedin (für absehbare Zeit) zusammen mit der ganzen Familie und später mit Lyns Freunden Pat und Gail, die Kathi ebenfalls von vor sechs Jahren kannte.
Wird mal wieder Zeit für ein Kommentar von mir (auf das ihr mit Sicherheit nicht verzichten wollt!) :
AntwortenLöschendas ist aber ganz schön steil!
und:
coole Kühe :)
Liebe Grüße!!