3. Etappe: Richmond
Um 14:30 Uhr verließen wir das windige Wellington, das am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein sein hübsches Gesicht präsentiert hatte. Am Tag unserer Abreise jedoch regnete es zwischenzeitlich in Strömen. Die Interislander-Fähre, die den nördlichen Teil Neuseelands mit der Südinsel verbindet, ist äußerst geräumig. Und da wir Plum sicher verstaut im Bauch des Schiffes wussten, verbrachten wir die drei Stunden Fahrt mit umkämpften Siedler-Partien.Als die Fähre in die Marlborough Sounds des Nordens der Südinsel einbog, mussten wir leider feststellen, dass das Wetter hier nicht besser war als in Wellington. Das, was wir sehen konnten, ließ aber vermuten, dass die Gegend traumhaft schön ist.
Links und Mitte: Einfahrt in die Marlborough Sounds, rechts: unser Umweg übers Land
Wir entschlossen uns, vom Fähranleger in Picton über eine Straße direkt an der Küste über Havelock und Nelson zu unserer Unterkunft in Richmond zu fahren. Allmählich wurde das Wetter besser und konnten - nachdem wir einen bangen Moment, an dem sich die Nadel der Tankanzeige bedrohlich gen Null neigte, durch Last-Minute-Tanken in Havelock übserstanden hatten - den Ausblick auf die Buchten der Gegend genießen.
Wenige Kilometer hinter Havelock zwang uns ein schwerer Autounfall auf unserer Strecke, über eine Umleitung, die komplett über Schotter führte, zu fahren. Kurz hinter der Unfallstelle, die dann natürlich nicht mehr voll gesperrt war, trafen wir wieder auf die idyllische Strecke, fuhren weiter durch das Rai-Tal, durch eine Gebirgslandschaft in Richtung Nelson. In diesem Ort sind angeblich besonders viele deutsche Einwanderer gelandet. Daher soll es dort auch richtiges Brot geben, was wir auf jeden Fall austesten werden. Heute konnten wir (nur) einen wunderschönen Sonnenuntergang bestaunen.
Gegend bei Nelson in der Abenddämmerung
Gegen 21 Uhr und geschlagene drei Stunden nach Ankunft in Picton waren wir bei unserem Motel in Richmond angekommen. In Richmond trafen wir auf unsere Hohepa-Mitstreiter Nicky und Mira, die um die Ecke campen. Die beiden hatten netterweise ein Abendessen für uns alle vorbereitet. Morgen werden wir mit ihnen einen Segelausflug durch die Küstenregion des Abel-Tasman-Nationalparks machen. Wir drücken uns derweil selbst die Daumen, dass sich die Sonne wieder blicken lässt.
Abel-Tasman-Nationalpark
Unser Segelausflug startete in Kaiteriteri, einem winzigen Ort kurz vor dem Eingang zum Abel Tasman National Park. Die Küstenregion von Neuseelands kleinstem, aber am häufigsten besuchten, Nationalpark kann man nur über Wasser oder Wanderwege erreichen. Daher blüht das Geschäft mit Wassertaxis und anderen Arten das Meer zu befahren in der Region.
Am Strand wartete der Skipper des Katamarans auf uns. Er sieht aus wie eine Mischung aus Helge Schneider und Iggy Pop (der Segler, nicht das Boot). Die sonstige Besatzung bestand aus zwei Asiaten und drei Deutschen. Bei sehr bewölktem Himmel und recht kalten Temperaturen ging es los. Wir segelten nordwärts in die Küstenregion des Abel Tasman National Parks hinein.
Meeresbewohner in der Küste des Nationalparks
Wir hielten gelegentlich an besonders schönen Buchten, in denen das türkisfarbene Wasser unter anderem Seehunde barg. Als wir zur Mittagspause eine besonders einladend aussehende Bucht (The Anchorage) ansteuerten, kam die Sonne zum Vorschein. Während wir unser Mittagessen verspeisten, ließen wir uns also von den Sonnenstrahlen aufwärmen - und zu unserem Glück blieb der Tag von da an sonnig und warm. Nach 6,5 Stunden legten wir wieder in Kaiteriteri an. Wir hatten viel gesehen und waren völlig entspannt von unserem geruhsamen Ausflug.
The Anchorage Bay (links und rechts), Meer vor Kaiteriteri (Mitte)
Da erst früher Nachmittag angebrochen war, beschlossen wir, dem nahe gelegenen Takaka Hill (mit fast 2000m eher ein Berg als ein Hügel) einen Besuch abzustatten. Die extrem kurvige Straße schlängelt sich den aus Marmor bestehenden Berg hinauf. Auf unserem Weg zu den Harwood´s Holes (die wir nach dem Zufallsprinzip als Ziel ausgewählt hatten) passierten wir einige tolle Aussichtspunkte. Bei der Straße zu den ominösen Harwood´s Holes bogen wir ein; die folgenden 11km quälten wir unser Auto eine Schotterpiste in äußerst schlechtem Zustand hinauf. Erstaunlicherweise war die Straße recht stark befahren.
Blick in den Abgrund: Die Harwood´s Holes auf dem Takaka Hill
Den Grund dafür erkannten wir, als wir bei den Canaan Down, einem den Löchern vorgelagerten Plateau, anlangten. Hier fand ein Festival statt. Zahlreiche junge Menschen in drolligen Ponchos kamen uns entgegen und mindestens dreimal dachten wir, Jesus wäre uns erschienen. Dank der generösen Sicherheitskräfte durften wir das Gelände queren und erreichten endlich den Parkplatz vor den Holes. Nach einem schönen, 45-minütigen Spaziergang erreichten wir die Harwood´s Holes.
Blick vom Lookout oberhalb der Harwoods´s Holes
Es handelt sich dabei um Neuseelands tiefste Felsspalte. Völlig ungesichert trauten wir uns nicht an den Rand des 184 Meter tiefen Abgrundes. Da wir schonmal dort waren, beschlossen wir, auf unserem Rückweg noch einen Umweg über einen Aussichtspunkt auf dem Gipfel des Berges zu machen. Obwohl wir schon ziemlich entkräftet waren, entschädigte der Ausblick für alle Kraftanstrengungen. Vor uns erstreckte sich ein grünes Tal, durch das sich ein Fluss schlängelte. Im Abendlicht war diese Szenerie einfach wunderschön.
Vom Parkplatz aus machten wir uns auf den Heimweg und erreicht erst gegen 22 Uhr hungrig und müde das Motel.
Takaka
Am nächsten Tag fuhren wir - erneut mit Mira und Nicky - nach Takaka am nördlichen Rand des Abel Tasman National Parks. Dazu mussten wir die einzige dorthin führende Straße, den "Takaka Hill Highway", nehmen. In Serpentinen schlängelt sich der vermeintliche Highway hinauf und genauso quälend eng den Takaka Hill wieder hinunter. Alle, die nach Takaka wollen, müssen von Richmond aus diesen Weg wählen, weshalb wir auch zahlreichen LKW begegneten.
In der Nähe von Takaka führt eine kleine Straße zu den Pupu-Quellen. Diese Quellen, das besagt angeblich die Wissenschaft, bringen das klarste Wasser der Welt hervor. Und in der Tat ist es, als sähe man durch ein Fenster, wenn man in den kleinen See blickt. Hier sprudelt das klare Nass einfach aus dem Boden, bildet einen See, der am Ende zu einem Bach wird. Der Spaziergang entlang des Wassers war ein voller Erfolg und am Ufer bei den Quellen aßen wir unsere Sandwiches. Später fuhren wir weiter in Richtung Nationalpark. Wir wollten uns von Norden nähern und über eine Schotterstraße ein kleines Stück in den Park hineinfahren. Eigentlich war der Plan, hier eine Wanderung entlang der Küste zu starten, aber wir waren einfach zu faul. Und daher legten wir uns an den goldgelben Strand von Taranui und relaxten.
Te Waikoropupu Springs (links und Mitte): Die klaren Quellen sind den Maori heilig. Rechts: Strand bei Taranui
Auf dem Rückweg hielten wir dann doch noch bei dem Beginn eines Wanderweges und machten, um unser Gewissen zu beruhigen, eine kleine Wanderung zu einem Felsen, von dem man eine gute Sicht in die nun wieder wolkenverhangene Bucht hatte. Über die selbe Gravel Road ging es wieder zurück, über eine Asphaltstraße, die auf einem Abschnitt von 6km alle 100 Meter zur Hälfte in Richtung Meer abgesackt war (für die Neuseeländer kein Grund die Straße zu sperren und/oder zu reparieren, sondern lediglich Grund genug, mit Hilfe von Markierungen die Vorfahrt an diesen Stellen zu regeln).
Zurück in Richmond ließen wir den Tag an unserem letzten gemeinsamen Abend auf der Südinsel ruhig ausklingen.
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