8. Dezember
Im Straßenverkehr drücken sich einige Unterschiede zwischen Deutschland und Neuseeland aus. Die Kiwis neigen dazu, alles von oben bis unten durch zu reglementieren. So gesehen sind sie den Deutschen nicht fern. Bei der Auslegung dieser Regeln in der Praxis kommt aber das betont Lässige durch, das scheinbar zur neuseeländischen Kultur gehört. Beispiele gefällig? Bitte schön!WOF bedeutet Warrant of Fitness und ist mit dem deutschen TÜV vergleichbar. In Neuseeland muss jeder Autobesitzer einmal im Jahr den kostenpflichtigen WOF-Test bestehen. Die dort erworbene Plakette wird fein säuberlich oben rechts in der Windschutzscheibe platziert. Außerdem gibt es noch die "Registration". Hier kann man selbst entscheiden, für wie lange man sein Auto registrieren lassen möchte. Ab einem Monat Dauer ist alles möglich, wobei gilt: Je kürzer, desto teurer wird der Spaß. Bei jeder neuen Registrierung erhält man eine neue Karte, die man (fein säuberlich) in den dafür vorgesehenen Kartenhalter links unten von innen an der Windschutzscheibe anbringt.
Allerdings kommt beim WOF wirklich jedes Auto durch, das nicht von alleine auseinanderfällt. Schnickschnack wie zum Beispiel Katalysatoren braucht man hier nicht! Hinzu kommt, dass bei den Distanzen hier in Auckland einfach jeder ein Auto hat (skurrilerweise wurden bei manchen Motorway-Auffahrten sogar Überholspuren für Autos, in denen mehr als ein Mensch sitzt, eingerichtet). Kein Wunder also, dass die gesamte Automobilflotte Japans aus den Jahren 1970 bis 1990 hier in Auckland rumzugurken scheint. Es gibt Leute, die meinen, dass Auckland ohne die Meereslage und die daraus resultierenden Winde im Smog ersticken würde.
Ein weiteres interessantes Beispiel für Regeln von oben, die unten kaum gehört werden, ist die Vorfahrtsregel. Die wurde nämlich vor gut einem Jahr geändert. Verstanden hat sie offenbar niemand und die daraus hervorgehende Verunsicherung hat eine neue Regel etabliert. Kommt was Schnelles, Schweres von rechts: lieber warten! Kommt was Japanisches? Ohne Rücksicht davorfahren!
Während Abbiege-Spuren gerne auch mal als Überholspur für geradeaus Fahrende benutzt werden, auf Motorways sowohl von links als auch von rechts aufgefahren werden kann und rote Ampeln sowieso eher als Anhaltspunkte zum Überdenken der Entscheidung bezüglich einer Weiterfahrt angesehen werden, fährt die Polizei häufig schweres Geschütz auf.
Es gibt keinen Toleranzbereich bei Geschwindigkeitsmessungen. Wer 10 km/h zu schnell fährt, ist gleich mit 80 Dollar Bußgeld dabei. Und gerade eben wurden Kathi und ich auf einer Straße in unserer Umgebung von einem Großaufgebot von Ordnungshütern (zwei Busse, fünf Streifenwagen, jede Menge Hütchen) angehalten. Während mein erster Gedanke war, dass hier das Sondereinsatzkommando eine Geiselnahme beenden will, war der einzige Grund für die Straßensperre eine Alkoholkontrolle. Nach 10 Sekunden rollten wir zwar schon weiter, ein komisches Gefühl ob der überfallartigen Kontrolle aber blieb...
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